Downhill-Weltcup für die Geschichtsbücher
Alles war angerichtet für das österreichische Downhill-Spektakel des Jahres. Sogar das Wetter hatte ein Einsehen und die Leoganger „Speedster-Weltcupstrecke“ präsentierte sich in einem nahezu perfekten Zustand. Und die 10.000 begeisterten Fans wurden nicht enttäuscht: Die Creme de la Creme lieferte sich heute einen wahren Hundertstel-Thriller, Zweit- und Zehntplatzierten trennten nur sieben Sekunden.
Leogang-Spezialist Aaron Gwin setzte dem spannenden Finale die Krone auf, verlor als letzter Starter im oberen Teil der Strecke wertvolle Hundertstel gegenüber dem jungen Franzosen Loris Vergier, um sich dann die Leogang-Krone auf den letzten Metern des 3,1 km langen Kurses zurückzuerobern, der dritte Weltcuperfolg im Pinzgau für den Amerikaner: „Ich habe ein wenig Zeit im oberen Teil verloren, bin nicht richtig ins Rennen gekommen. Als die technischen Passagen hinter mir lagen, hat mich das frustriert und ich wusste, dass ich jetzt Gas geben muss. Am Ende ist doch noch ein guter Run dabei rausgekommen“, erklärte der amerikanische Weltcupführende.
Auf Rang zwei feierte der erst 20-jährige Franzose Loris Vergier sein bestes Weltcup-Ergebnis: „Aaron fährt auf einem anderen Level, aber mit der gestrigen Qualifikation und dem heutigen Lauf habe ich zweimal voll abliefern können. Der Track war perfekt, ich habe es unheimlich genossen hier zu fahren, vielleicht war ich deshalb so schnell“, meinte der Junioren-Weltmeister von 2014. Rang drei ging an den Australier Troy Brosnan.
Österreicher chancenlos
Ausgerechnet im Stöckl-Forest, wo in diesem Jahr eine neue Ahnen-Galerie der Sieger der vergangenen Jahre entstanden ist, kam Markus Pekoll, der 26. der Qualifikation heute zu Sturz. Ein technischer Defekt machte jegliche Hoffnungen auf eine gute Platzierung zunichte: „Ich bin wahnsinnig enttäuscht, weil ich oben sehr gut dabei gewesen wäre. Dann habe ich eine Querfahrt erwischt, bin weggerutscht und habe mir Bremsen und Ketten demoliert“, ärgerte sich der Schladminger. Auch für den zweiten Österreicher im Feld, Manuel Gruber, gab es heute nicht viel zu holen, Rang 55 für den Mann aus Bruck an der Mur: „Leider ist das heute nicht wie erhofft gelaufen. Ich habe einfach zu viele Fehler gemacht, da wäre noch einiges mehr drin gewesen“, zeigte sich auch Manuel Gruber alles andere als zufrieden mit seinem Run.
Atherton schreibt Geschichte
Aller guten Dinge sind zehn, zumindest für Rachel Atherton, die sich in Leogang in die Downhill-Geschichtsbücher einschreibt: Zehn Weltcupsiege in Folge, das ist bisher noch keiner Dame in diesem Sport gelungen: „Das ist definitiv ein spezieller Platz für mich. Es hat lange gedauert, bis ich hier gewinnen konnte. Ich musste viele Stürze wegstecken, nach dem Sieg im vergangenen Jahr hat es jetzt sogar mit dem Double geklappt. Es ist ein wunderschöner Ort, ich liebe es hier zu sein. Mein Lauf war nicht perfekt, aber du musst so an die Grenzen gehen, um in diesem starken Feld zu gewinnen. Das ist verrückt, ich war so nervös am Morgen. Zehn Rennen in Folge zu gewinnen, ist verrückt.“ Auf Rang zwei platzierte sich Athertons Landsfrau Tahnee Seagrave. Die Kanadierin Miranda Miller überzeugte nach starker Qualifikation auch im Finale und landete mit Rang drei ihr bestes Weltcupergebnis. Den Sieg bei den Junioren sicherte sich der Franzose Vige Gaetan, vor dem Weltcupführenden Kanadier Iles Finnley und dem Franzosen Sylvian Cougoureux (FRA).
Out of Bounds Festival – 4 Eventtage - 16.000 Zuschauer
Auch die Veranstalter der Bikeregion Saalfelden Leogang jubeln über das erfolgreiche Wochenende. „Über 16.000 Zuschauer waren an den vier Veranstaltungstagen wieder vor Ort, darauf können wir natürlich sehr stolz sein“, erklärt Saalfelden Leogang Tourismus Geschäftsführer Marco Pointner. Auch in diesem Jahr wurde entlang der Strecke wieder ein Hot Spot eingerichtet, um den Zuschauern mittels eigener Videowall, Musik, Moderation und Verpflegung noch mehr Einblick gewähren zu können. Zum sechsten Mal fand der Downhill Weltcup bereits in Saalfelden Leogang statt. 150 akkreditierte Journalisten aus 15 Nationen berichteten vor Ort. Schon jetzt steht fest: Auch in den kommenden drei Jahren wird in Leogang großer Downhillsport geboten, den Veranstaltern gelang es, mit dem Internationalen Radsportverband anstatt der üblichen Ein-Jahres-Verträge eine Vereinbarung über drei Jahre zu treffen. Auch das Datum für den nächsten Weltcup steht mit 8. bis 11. Juni 2017 bereits fest. Geht es nach den Veranstaltern, soll 2020 wieder eine WM in Saalfelden Leogang ausgetragen werden: „Die Entscheidung darüber wird im September fallen“, erklärt Kornel Grundner, der Geschäftsführer der Leoganger Bergbahnen.