Kette rechts! - GP Sportland NÖ St. Pölten
Enorm aufwändig ist die „Begleitmusik“, um ein Straßenrennen wie den GP St. Pölten sicher quer durch Niederösterreich zu führen: 15 Polizei-Motorräder und ebenso viele Security- und Sportkommissäre begleiteten die knappe Hundertschaft der Rennfahrer. Nicht mitgerechnet jene Exekutiv-Organe, die in den vielen kleinen Ortschaften und bei Straßenkreuzungen für die Sicherheit sorgen.
Auch seitens der Mariazellerbahn war ein Mitarbeiter abgestellt, der die Eisenbahnkreuzungen, dem Rennverlauf entsprechend, sperren oder öffnen konnte. Ein Zwischenfall hat sich dennoch ereignet: Beim allerletzten Kreisverkehr, sechshundert Meter vor dem Ziel, fuhr ein Security-Motorrad der Organisation auf Matthias Krizek auf. Die Motorradlenkerin erlitt leichte Prellungen, der Felbermayr-Profi kam mit dem Schrecken davon, beklagte aber einen kaputten Rahmen und ein zerstörtes Hinterrad.
Lokalmatador Andreas Hofer hatte diesmal wenig Anlass zur Freude: Anfänglich in der Spitzengruppe dabei, warf Hofer ein gerissenes Schaltseil zurück; nach insgesamt drei(!) unfreiwilligen Stopps musste der Hrinkow-Fahrer schließlich in den Betreuerwagen umsteigen. Tröstende Worte gabs im Ziel von seinem Onkel, dem NÖ-Landespräsidenten Jürgen Brettschneider. Einen weiteren Rückschlag hat die Sportgruppe aus Steyr mit gemischten Gefühlen hinnehmen müssen: Sebastian Schönberger fährt ab sofort für drei Saisonen beim Pro-Conti-Team von Wilier-Triestina. Der 24jährige Oberösterreicher hatte mit guten Leistungen im grünweißen Dress der Steyrer auf sich aufmerksam gemacht.
Die Langenloiser Sportgruppe MyBike-Stevens muss weiter auf Matej Mugerli verzichten. Der routinierte Slowene, eigentlich ja Titelverteidiger der Bundesliga, wird nach wie vor von einem hartnäckigen Knorpelschaden im Knie verfolgt. Mehr als leichtes Training ist beim 37jährigen Ex-World-Tour-Fahrer derzeit nicht möglich, hat Renndirektor Luka Zele in St. Pölten bedauert.
Motorradfahrer Fritz Berein war in St. Pölten wieder einmal in seinem Element: der frühere Elite-Radrennfahrer war mit TV-Kameramann Karl-Heinz Butter stets aktuell am Geschehen und sorgte selbst bei den vielen kurvenreichen Abfahrten bei Tempo neunzig für einwandfreie und spektakuläre Bilder.
Riccardo Zoidl hat in St.Pölten seine Vormachtstellung im heimischen Rennsport mit dem zweiten Sieg in Serie (nach Horitschon) untermauert. Dabei war er erst zwei Tage vor dem Rennen von einem 15tägigen Trainingslager aus Livigno zurückgekehrt, dort hat er sich erstmals ganz allein in rund 2000 Metern Höhe auf die zweite Saisonhälfte vorbereitet. „Wir haben früher mit dem Trek-Team auch immer eine solche Phase eingeschoben, und ich habe gedacht, kann ja auch jetzt nicht schaden.“ Der Erfolg hat ihm Recht gegeben!
Helmut Trettwer musste im Ziel von seinen WSA-Teamgefährten buchstäblich vom Rad gehoben werden. Rund drei Wochen lang konnte der Deutsche zuletzt nach einer Harnwegs-Infektion kaum im Sattel sitzen, geschweige denn trainieren. Es spricht für den eisernen Willen und die Härte des bayerischen Polizei-Beamten, dass er das schwere Rennen dennoch auf einem Spitzenplatz (Rang 6) beenden konnte, auch wenn er seine Bundesliga-Führung danach an Ricci Zoidl abgeben musste.
Vielleicht hat der GP Sportland NÖ in St. Pölten nun eine Bleibe für längere Zeit gefunden. Geht’s nach LRV-Präsident Jürgen Brettschneider, „sind wir auch in den nächsten zehn Jahren beim St. Pöltener Radmarathon mit dabei“. Argumente, die durchaus Sinn machen, würden dafür sprechen: Eine sehr gute Infrastruktur ist bereits vorhanden, eine attraktive Strecke ebenfalls, und für die vielen Hobbyradler stellt der Auftritt der Bundesliga-Profis ebenfalls einen Anreiz dar. Auch von der Landespolitik, konkret von Sport-Landesrätin Petra Bohuslav, waren ebenfalls positive Signale in diese Richtung zu vernehmen.
Einige Abenteuer hatte Feldbinder-KTM zuletzt in Albanien zu überstehen. Bei der dortigen Rundfahrt knallte ein slowenischer Betreuer ins Begleitauto der Oberösterreicher: Weiterfahrt war unmöglich, in St. Pölten musste Andreas Baumgartner mit seinem Privat-PKW Betreuer spielen. Und damit nicht genug: Florian Gaugl hat seine Laufbahn überraschend beendet. Der Steirer, Ex-Profi in Italien und bisher Mentor des Regionalteams, hat ein gutes berufliches Angebot als Bankkaufmann angeboten bekommen – und auch angenommen.