Zoidl am Horn in Angriffslaune - Hermans holt sich 2. Toursieg in Serie
Der große Showdown am Kitzbüheler Horn hat alle Erwartungen erfüllt: In einem packenden Rennen setzte der Oberösterreicher Riccardo Zoidl bis kurz vor dem Ziel die Akzente. Doch am Ende jubelte Ben Hermans über seinen zweiten Toursieg nach 2018 und der russische Meister Aleksandr Vlasov sprintete im Kampf um den Etappensieg Vorarlberg-Profi Patrick Schelling nieder!
Die 71. Österreich Rundfahrt ging heute mit dem Start in Kitzbühel und Ziel am Kitzbüheler Horn in das große Finale. Die sechste Etappe führte über 116,7 Kilometer und 2.215 Höhenmeter. Den Höhepunkt bildete zum 20. Mal in Folge das Kitzbüheler Horn. Der 7,3 Kilometer lange und maximal 23,3 Prozent steile Anstieg zum Alpenhaus zählt zu den schwersten Radbergen Europas.
Wie erwartet kam es gleich nach dem Start in der Kitzbüheler Vorderstadt zu vielen Attacken. Nach der ersten Zieldurchfahrt in Kitzbühel mit der ersten „Mautner Markhof“-Sprintwertung lösten sich schließlich sieben Fahrer, die in der Folge zu einem Sextett wurden. Mit dabei waren auch die Österreicher Stephan Rabitsch, Daniel Auer und der gestrige Etappendritte Patrick Gamper. Auf den beiden Runden über den Kurs der Masters-WM schaffte noch ein weiterer Fahrer den Anschluss an die Spitzengruppe, die aber nie weiter als eine Minute weggelassen wurde. Im Feld sorgte den ganzen Tag über das Team Neri Sottoli KTM für das Tempo.
Tolles Finale am Kitzbüheler Horn - Zoidl eröffnet mit Attacke!
Dann begann der schwere Schlussanstieg aufs Kitzbüheler Horn, wo beim Alpenhaus tausende Zuschauer auf die Profis warteten. Die Spitzengruppe fuhr mit wenigen Sekunden Vorsprung rein und Stephan Rabitsch und Marek Rutkiewicz setzten sich ab. Dahinter lauerten die Spitzenfahrer bis zur 7KM-Marke, wo Movistar das Tempo diktierte. Die Führenden wurden gestellt und alle Spitzenfahrer, Riccardo Zoidl war auch dabei, passierten gemeinsam die Mautstelle. Bis zur 4KM-Marke formierten sich rund 16 Fahrer an der Spitze. Die erste Initiative setzte Riccardo Zoidl 3,5km vor dem Ziel, der Ex-Toursieger konnte sich absetzen! Das Finale war somit eröffnet. Bis zum letzten Kilometer lag Zoidl vorne, doch dann wurde er leider von den Verfolgern gestellt. Am Ende jubelte der russische Meister Aleksandr Vlasov (Gazprom-Rusvelo) über seinen ersten Etappensieg bei der Österreich Rundfahrt: „Ein unglaublicher Erfolg für mich! Das Team hat perfekt gearbeitet und mich immer in gute Positionen gebracht!“ Vlasov besiegte quasi im Zielsprint den Schweizer Patrick Schelling, der damit für sein Vorarlberg Santic-Team das nächste Spitzenergebnis holte: „Eine unglaublich erfolgreiche Rundfahrt geht für uns mit einem zweiten Platz zu Ende. Die Gesamtwertung konnte ich mit Rang neun auch in den Top-Ten beenden.“
Zoidls Feindschaft mit dem Kitzbüheler Horn ist beendet
Er hat am Kitzbüheler Horn, das ihm bis heute so gar nicht lag, angegriffen und auf den letzten Kilometern alles auf eine Karte gesetzt. Leider wurde Riccardo Zoidl einen Kilometer vor dem Ziel gestellt, der Oberösterreicher zeigte sich heute nach Rang acht trotzdem zufrieden: „Zum ersten Mal hatte ich heute gute Beine am Horn, ich habe es sogar genossen. Ich wollte bei der 4KM-Marke attackieren, um im Gesamtklassement noch nach vorne zu kommen. Es gab für mich nur hop oder drop. Wenn man nichts riskiert, gewinnt man auch nichts!“ Zweitbester Österreicher wurde heute Vorarlberg-Profi Daniel Geismayr als 18.
Ben Hermans schafft das Double
Der 33-jährige Belgier Ben Hermans gewann erneut die Österreich Rundfahrt. Damit holte er nach dem Rundfahrtssieg im Vorjahr und dem Gesamtsieg bei der Oman-Rundfahrt 2017, wo er vor Straßen-Weltmeister Rui Costa und Vuelta-Sieger Fabio Aru siegte, seinen dritten großen Rundfahrtsieg seiner Karriere. „Ich war vorgestern am Großglockner schon so happy, dass ich auf diesem prestigeträchtigen Berg gewonnen habe. Der Tag heute war die Krönung. Ich kann es noch nicht fassen, dass ich diese Österreich Rundfahrt zum zweiten Mal gewinne. Der Tag heute war die Krönung. Ich kann es noch nicht fassen, dass ich die Österreich Rundfahrt zum zweiten Mal gewinnen konnte. Der Sieg im Vorjahr war etwas ganz besonderes. Der Sieg heuer kam für mich doch etwas überraschend nach meiner sechswöchigen Verletzungspause nach dem Sturz bei Fleche Wallone. Ich bin absolut glücklich“, freute sich Hermans beim Alpenhaus. Hermans siegte in der Gesamtwertung 20 Sekunden vor dem Argentinier Eduardo Sepulveda und 38 Sekunden vor dem Südafrikaner Stefan de Bod (Dimension Data).
Die Wertungssieger
Der Belgier Ben Hermans (Israel Cycling Academy) eroberte auf der Glockneretappe das „Flyeralarm“-Führungstrikot und brachte es heute souverän aufs Kitzbüheler Horn. Der Deutsche Jonas Koch (CCC Team) setzte sich in der „Mautner Markhof“-Sprintwertung vor Vorarlberg-Profi Jannik Steimle durch und die „Wiesbauer“-Bergwertung“ ging an den erst 21-jährigen Deutschen Georg Zimmermann. Der Fünfte der Deutschen Meisterschaften bescherte damit seinem Tirol KTM Cycling Team einen der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte! Die „Gebrüder Weiss“-Wertung des besten Österreichers gewann Riccardo Zoidl vor Daniel Giesmayr und Sebastian Schönberger, der sich nach seinem schweren Sturz gestern heute noch aufs Horn gekämpft hatte. Bester U23-Fahrer und damit Gewinner der „TEEKANNE fresh“-Nachwuchswertung wurde Vladim Pronskiy (VINO - Astana Motors. Die Teamwertung dominierten die Profis von Dimension Data vor Vorarlberg Santic und dem CCC Team.
Höchstnote von der UCI
Für die 71. Österreich Rundfahrt war gestern auch Zeugnistag. Bereits vor dem Start zur Schlussetappe hat Rosella Bonfanti, Jury-Präsidentin des Rad-Weltverbandes UCI, Resümee gezogen. Sie werde die heurige Rundfahrt in ihrem Abschlussbericht mit "Grün" bewerten, fasste Bonfanti zusammen – so etwas wie die Höchstnote. Harald J. Mayer, Präsident des Österreichischen Radsportverbandes ÖRV, sieht darin eine Bestätigung für die hervorragende und engagierte Arbeit von Tour-Direktor Franz Steinberger und dessen Team. Auch die ständige, enge und professionelle Abstimmung zwischen UCI, Tour-Direktion und ÖRV-Präsidium habe dazu beigetragen. "Unserem angestrebten Upgrading der Rundfahrt in eine höhere UCI-Kategorie sollte damit nichts mehr im Wege stehen," sagt Mayer.
Kitzbüheler Horn Bike Attack
Nach dem Start der letzten Etappe der Österreich Rundfahrt nahmen auch knapp 200 Hobbyfahrer die 2. „Kitzbüheler Horn Bike Attack“ in Angriff. Den Sieg holte sich der Oberösterreicher Rene Pammer mit einer Zeit von 31:13,17 Minuten. Er verbesserte damit die Zeit des Vorjahressiegers Lucas Theis um über 1,5 Minuten. Zweiter wurde Wolfgang Hofmann aus Augsburg, gefolgt vom Österreicher Michael Mayer. Bei den Damen setzte sich wie im Vorjahr Nadja Prieling mit einer tollen Zeit von 41:25 Minuten durch. Im Vorjahr benötigte sie für das Kitzbüheler Horn 41:57 Minuten.