Kette rechts - RBL # 1 - Saisoneröffnung Leonding
Trotz der kühlen Außentemperaturen kam die Jury während des Rennens in Leonding ordentlich ins Schwitzen. Weil die Elite während der ersten drei Runden auf der 21 km-Schleife derart bummelte, konnten die zehn Minuten später gestarteten Amateure und Junioren aufschließen und fuhren mitten im Feld Schulter an Schulter mit den Assen.
So kam es dann zum wohl noch nie dagewesen Umstand, dass Fahrer im Peloton um den Tagessieg kämpften, deren Rennen nach vier Runden zu Ende war. Proteste jedweder Art blieben übrigens aus, auch weil Zeitnehmer Markus Lindinger dank Rennrad-Chip und modernster Software sekundenschnell die richtigen Kategorien aus dem Gewusel von über zweihundert Fahrern herausfiltern konnte.
Viel Beachtung erntete in Leonding der Auftritt der Mannschaft aus Vorarlberg. Die Rennfahrer aus dem Ländle waren vom ersten bis zum allerletzten Meter des Rennens vorne präsent: Lukas Meiler war Hauptverantwortlich für den langen Ausreißversuch der Sechser-Gruppe gleich nach dem Start, der deutsche U 23-Fahrer wurde dank seiner zwischendurch errungenen Berg- und Sprintpunkte auch zum aktivsten Fahrer des Rennens gekürt. Und Patrick Schelling hatte im Finish noch den stärksten Druck auf den späteren Sieger Zoidl ausüben können, der Ostschweizer konnte als Zweiter mit Mugerli und Kusztor gleich zwei der stärksten Amplatz-Fahrer hinter sich lassen. Fazit von Schelling: "Obwohl wir nicht in kompletter Besetzung am Start waren, eine tolle manschaftliche Leistung unseres Teams." Tatsächlich landeten vier Fahrer vom Team Vorarlberg unter den ersten Zwölf - sicher eine tolle Werbung für das traditionelle Bundesliga-Heimrennen in Nenzing am 1.Mai.
Eine neue Mannschaft stellt sich heuer der Herausforderung Bundesliga: „Feldbinder Owayo KTM“ heißt das Regionalteam aus Linz, dass sich bei seiner Heimpremiere recht engagiert vorgestellt hat. Teamchef Andreas Baumgartner will ausschließlich oberösterreichischen U 23-Fahrern eine Chance geben und hat ein Konzept für zunächst einmal zwei Rennsaisonen entwickelt. Kapitän Matthias Wieneroither hat das schwarz-orange Trikot schon einmal seinen zuschauenden Landsleuten entlang der Strecke präsentiert, rund zwei Runden lang war der Attnanger solo dem Feld vorneweg gefahren.
Leonding ist ein guter Boden für das Welser Radteam: in den letzten sechs Jahren stand fünf Mal ein Fahrer von Gourmetfein bzw. Felbermayr ganz oben am Siegesstockerl: Felix Großschartner, Stephan Rabitsch und nun zum bereits dritten Mal Riccardo Zoidl, der nach seinem Sieg als „Belohnung“ übrigens nach dem Rennen noch die wenigen Kilometer heim nach Eferding geradelt ist. War wohl auch dem strahlenden Frühlingstag geschuldet.
Im letzten Frühjahr stand er noch mit dem Regenbogen-Trikot am Start, heuer trug er den weißgrauen Sunweb-Dress: Felix Gall, Juniorenweltmeister von 2015, gab in Leonding sein Heim-Debut in der Eliteklasse. Der Lienzer, im Nachwuchsteam von Sunweb auch manchmal Trainingspartner des Steirers Georg Preidler, vermochte allerdings keine Bäume auszureißen: er kam in der zweiten Hauptgruppe als 45. ins Ziel. Bemerkenswert war aber Galls Rennrad: der gerade 19jährige Osttiroler ging als einziger Fahrer mit einer Scheibenbremse vorne an den Start. ProTour-Technologie halt!
Ein schwere Geburt war diese heurige zwölfte Saison der heimischen Radbundesliga. Erst eine Woche vor dem Saisonauftakt in Leonding konnte ÖRV-Generalsekretär Rudolf Massak grünes Licht für die zehn Veranstaltungen umfassende Rennserie geben. Der bisherige Hauptsponsor hatte sich zurückgezogen, das Budgetloch soll nun durch verstärktes Engagement der jeweiligen örtlichen Veranstalter möglichst wettgemacht werden. Jeder Verein, der ein Rennen ausrichtet, kann immerhin nun selbst die Vermarktung übernehmen und bei kluger Gebarung finanziell gut aussteigen. In Leonding hatte Landespräsident Paul Resch mit rund siebzig Helfern jedenfalls einen absolut würdigen Auftakt der Bundesliga „zelebrieren“ können. Und der ORF bleibt als Partner der Bundesliga treu: es werden wie bisher längere Rennberichte auf ORF Sport + zu sehen sein.