Kette rechts - RBL # 2 - Burgenland-Rundfahrt/Horitschon
Das Burgenland scheint ein guter Boden für steirische Rennfahrer zu sein: Zum dritten Mal in Folge blieb mit Lukas Schlemmer ein weißgrüner Rennfahrer siegreich. Zuvor hatten schon Florian Gaugl (2015) und im Vorjahr Daniel Auer gewonnen.
Alle drei kommen übrigens aus der Oststeiermark, aus dem Großraum Weiz, der ein besonders fruchtbarer Boden für gute Rennfahrer zu sein scheint – wohl auch der Arbeit des dortigen „Talentescouts“ und ÖRV-Nachwuchstrainers Richard Kachelmaier geschuldet.
Eine gewaltige Schrecksekunde hatte Andreas Walzel vom Team Hrinkow zu überstehen: auf der Anfahrt zur Bergwertung verklemmte sich ein Eisenrohr (!), das auf der Straße lag, zwischen den Speichen seines Hinterrades. Der Oberösterreicher hatte Glück im Unglück, eine Ersatzmaschine von Felbermayr-Betreuer Andi Grossek war bald zur Stelle, der österreichische U 23-Nationalteamfahrer konnte das Rennen beenden. Sauer war Walzel im Ziel dennoch: „ein Wahnsinn, da liegt ein Trumm wie von einem Baugerüst auf der Straße herum. Ich will nicht daran denken, hätte ich das Rohr zwischen die Beine bekommen!“
Recht zufrieden machten sich die Mannschaften aus dem Westen auf die lange Rückreise nach Tirol bzw. Vorarlberg. Tirol Cycling überzeugte mit drei Mann unter den ersten Acht; das Team Vorarlberg stand sowohl in Leonding wie auch Horitschon am Stockerl. Und auch das Regionalteam Raiffeisen Tirol durfte stolz die Heimreise antreten: Christian Haas aus Reutte wurde doch etwas überraschend Bergwertungs-Sieger im Burgenland. Und jetzt wartet am 1. Mai der Grand Prix in Nenzing, wo Veranstalter Thomas Kofler mit einem besonderen Zuckerl aufwarten kann: Doppelstaatsmeister und Protour-Profi Matthias Brändle will seine Rennpause zu einem Abstecher in die Bundesliga nutzen.
Andreas Grossek hatte in Horitschon erneut Grund zum Jubel. Der Rennfuchs war extra vor dem Schlusstag der Kroatien-Rundfahrt ins Burgenland gekommen, um sein Rumpfteam (nur vier Mann hoch) zu betreuen. Und durfte über den zweiten Sieg seiner „Blauen“ in Horitschon jubeln, den Lukas Schlemmer nach einer taktischen Meisterleistung einfahren konnte. Bereits 2016 beim Sieg von Daniel Auer hatte es genau dieselbe Konstellation gegeben: auch im Vorjahr war Felbermayr mit einem Miniteam angetreten, weil der Hauptteil des Teams in Kroatien im Einsatz war.
Ein echter Farbtupfen (und Dauerbrenner) im Radsport ist der Bayer Tobis Erler. Einst ein renommierter Profi mit vielen Erfolgen im Ausland und zwei Saisonen in der Bundesliga bei Weiss-Oberndorfer in Mattighofen, hat die Stimmungskanone aus Tittmoning in Horitschon die Wertung als „aktivster Fahrer“ gewonnen. Der bald 38jährige Mathematik-Professor vom RSC Kempten bezeichnet sich selbst als Edelamateur, mit seinen beeindruckenden 1,94 m und dem „Kampfgewicht“ von wohl guten 80 Kilo gibt er bei Sprintwertungen seinen viel jüngeren Konkurrenten immer noch einiges aufzulösen.
In den Tagen unmittelbar vor dem Radrennen hatten die Gemeindebediensteten von Horitschon etliche Sorgenfalten auf der Stirn: am Dienstag fielen rund zwanzig Zentimeter Schnee auf die Straßen im Blaufränkischland, am Mittwochabend dann ein spektakulärer LKW-Unfall: 13.000 Flaschen Bier lagen genau auf der späteren Rennstrecke verstreut. In Extraschichten wurde die Straße sorgfältig gekehrt, auf den angrenzenden Wiesen „haben wir in Handarbeit die Scherben geklaubt“, so Bürgermeister Peter Heger.
Auf beeindruckende 480 Hektar Weinanbaufläche können die Winzer von Horitschon verweisen, die hohe Qualität ihres „Blaufränkischen“ habe unter der jüngsten Frostperiode praktisch nicht gelitten, heißt es.
Aufgrund der hochwertigen Strecke und der vielen Zuschauer wird Horitschon wohl auch im kommenden Jahr wieder die ÖRV-Radbundesliga zu Gast haben. Diese dann 58. Auflage der Burgenland-Rundfahrt wird „ganz bestimmt zustande kommen“, geben sich Bürgermeister Peter Heger und LRV-Landespräsident Edmund Berlakovich zuversichtlich.
Die Eisenbahn hat Nachrang gegenüber den Rennfahrern: dieses Kuriosum stellt sich auf der alten Nebenbahnstrecke bei Horitschon dar. Die „Eisenbahn“ sind allerdings muskelkraftbetriebene Draisinen, deren Besatzungen (vorwiegend Touristen) gerne eine kurze Pause einlegen, um beim Bahnübergang die Rennfahrer anzufeuern – ihre viel schnelleren Pedaleur-Kollegen auf der Landstraße gewissermaßen.