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Der große Jahresrückblick (Teil 1 von 2)

30. Dezember 2020
Veröffentlicht in Allgemein

Das Radsportjahr 2020 war ein turbulentes, aber zugleich auch ein erfolgreiches Jahr. Unterbrochen von der Corona-Pandemie zeigten die Athleten, Veranstalter und Aktive nicht nur Ausdauer sondern auch Innovation, sorgten für Topergebnisse und auch neue Events sowie Topveranstaltungen bei alles andere als leichten Bedingungen. Im ersten Teil des Rückblicks schauen wir auf das erste Halbjahr.

 

2020 begann mit den Rücktritten von zwei verdienten ÖRV-Profis. Sowohl Martina Ritter als auch Bernhard Eisel beendeten ihre Karrieren. Die 37-Jährige Linzerin gehörte zu Österreichs absoluten Topsportlerinnen in der letzten Dekade auf der Straße, hatte sich nach einer verkorksten Heim-WM auf ihre Paradedisziplin Zeitfahren verlagert, die anhaltenden gesundheitlichen Probleme zwangen sie allerdings zum endgültigen Karriereende.

"Es waren sieben wunderbare Jahre, die meine persönliche Entwicklung stark geprägt haben. Ich durfte, neben einem Bürojob, meinen Traum leben, unglaublich faszinierende Menschen und Freunde kennen lernen, die schönsten Berge auf der ganzen Welt erklimmen und bei zahlreichen Welt- und Europameisterschaften und Olympia 2016 teilnehmen", erklärte die Oberösterreicherin. Sechs WM-Teilnahmen sowie der Start bei den Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro unterstrichen ihren Einsatz auch im rot-weiß-roten Nationalteamtrikot. 2017 sorgte sie mit ihrem fünften Platz im Einzelzeitfahren bei den Europameisterschaften in Herning für ein absolutes Highlight.

18 Jahre lang fuhr Bernhard Eisel auf dem höchsten Niveau des Straßenradsports, startete für die größten Mannschaften und nahm an 19 GrandTours sowie 47 Monumentrennen teil. Damit ist er nicht nur Österreichs dienstältester Profi geworden, sondern zählte zu den erfahrensten Fahrern des gesamten Pelotons. Schon im Alter von 16 Jahren wechselte er nach Italien, zählte bei Mapei zu den jüngsten Straßenprofis seiner Zeit. Seinen größten Erfolg feierte er bei Gent-Wevelgem mit seinem Sieg 2010.

Sportlich begann die heimische Radsaison mit den Cross-Meisterschaften, die in Gutenberg in der Steiermark ausgetragen wurden. Vor einer guten und stimmungsvollen Zuschauerkulisse wartete kein leichter Parcours auf die rot-weiß-roten Profis im Kampf um das nationale Meistertrikot. Der 2,5 Kilometer lange Kurs führte über Wald- und Wiesenpassagen und es galt einige schwierige Anstiege zu meistern. Am besten gelang dies dem dreifachen Mountainbike-Eliminator-Weltmeister Daniel Federspiel aus Tirol bei den Männern und der Niederösterreicherin Lisa Pasteiner bei den Frauen.

Einen tollen Bahnauftakt setzten Österreichs Junioren in Apeldoorn im Januar. Beim Internationalen Junior Contest gegen die besten elf Nationen Europas konnte der Vierer bestehend aus Stefan Kovar, Alexander Hajek, Paul Buschek und Raphael Kokas einen neuen Österreichischen Juniorenrekord aufstellen. Das Quartett pulverisierte auf der Bahn in Apeldoorn die bestehende Bestmarke um fast acht Sekunden und erzielte eine neue Rekordzeit von 4:24.51 Minuten. Sie erreichten damit den achten Gesamtrang.

Auch die Straßenprofis starteten toll in das Jahr 2020. So landete Gregor Mühlberger in Mallorca auf den Rängen zwei und drei bei der dortigen Challenge und Hermann Pernsteiner wurde Zehnter bei der Tour Down Under und landete erstmals auf der WorldTour bei einer Rundfahrt in den Top Ten am Ende der Gesamtwertung, sein bestes Karriereergebnis bis zum Giro d’Italia, der dann im Oktober ausgetragen wurde. Mountainbike-Oldie Karl Markt schrammte beim 4-Stage-MTB-Race in Lanzarote knapp am Podium vorbei. Der Tiroler wurde auf der ersten Etappe 10 Sekunden hinter dem Tagessieger Bartlomiej Wawak Vierter.

Das erste Highlight der Saison waren dann Anfang Februar am Flugfeld Dübendorf in der Schweiz die Cyclocrossweltmeisterschaften. Mit Nadja Heigl und Mona Mitterwallner waren zwei heimische Athleten am Start. Die beiden Frauen zeigten ein gutes Rennen auf dem durch die Witterungsverhältnisse extrem schweren Kurs in der Nähe von Zürich, auf dem sich mit Mathieu van der Poel und Ceylin del Carmen Alvarado die großen Favoriten aus den Niederlanden zu den neuen Weltmeistern krönten.

In Milton in Kanada fanden Anfang Februar die Bahnweltmeisterschaften der Para-Cycling-Athleten statt. Am Weg zu den Paralympischen Spielen in Tokio zeigten sich die rot-weiß-roten Radsportler in toller Verfassung. So landete die 43-jährige Oberösterreicherin Yvonne Marzinke viermal unter den Top acht und der Grazer Andreas Zirkl verpasste nur knapp den Sprung in die Top Ten.

Nach dem Rücktritt von Markus Bröll musste sich Patrick Schnetzer zu Jahresbeginn einen neuen Partner suchen. Insgesamt sieben Weltmeistertitel eroberte das Vorarlberger Duo in seiner aktiven Zeit. Gleich beim ersten Auftritt mit Stefan Feurstein feierte die neu formierte Paarung einen Einstand nach Maß und gewann das Cupfinale 2020 mit 5:3 gegen ihre Vereinskollegen Pascal Fontain und Jürgen Türtscher.

Auch der Auftakt der europäischen Straßensaison verlief sehr gut für Österreichs Straßenprofis. So gewann Riccardo Zoidl eine Bergankunft bei der Antalya-Rundfahrt und Matthias Brändle verpasste nur knapp einen Tagessieg im Sprint einer Ausreißergruppe bei der Tour de la Provence.

Der erste UCI Kunstrad Weltcup 2020 in Koblach war für die heimischen Sportlerinnen und Sportler eine vielversprechende Startveranstaltung für die Saison 2020. Der vom RV „11er“ Meiningen bestens organisierte Wettbewerb war der Auftakt in die aktuelle Weltcupsaison, ein guter, denn Österreichs Frauen landeten in den Kategorien Einer und Zweier am Podium. Die großen Sieger des ersten Saisonweltcups kamen aus Deutschland, die in allen Disziplinen abräumten. Im Zweier der Damen schlugen sich die beiden heimischen Teams sehr gut. Mit einer ausgezeichneten Kür und dadurch geringen Punkteabzügen hat das Duo Rosa Kopf/Svenja Bachmann (RV Sulz) ihr Können gezeigt. Die zweifachen WM-Medaillengewinnerinnen (2018/2019) und Junioren-Europameisterinnen wurden Zweite. Jaqueline Rist/Ida-Lena Hofherr vom ARBÖ Bregenz legten wieder eine gelungene Talentprobe ab und erreichten Rang drei und ebenfalls einen Platz am Weltcupstockerl.

Nachdem sie zwischenzeitlich schon auf dem vierten Rang lag, rutschte Kathrin Schweinberger in der Gesamtwertung nach dem vierten und letzten Tag der erstmals ausgetragenen Dubai-Rundfahrt für Frauen auf Platz sieben zurück. Dennoch zog die junge Tirolerin, die die viertägige Tour an der Seite ihrer Schwester Christina für ihre neue belgische Mannschaft bestritt, eine zufriedene Bilanz ihres Saisonauftaktes. "Ich bin sehr zufrieden, vor allem mit der 3. Etappe, die sehr bergig war und am Hatta Dam endete. Dubai war ein guter Einstieg für die kommenden, harten Rennen", berichtete die 23-Jährige, für die es nun nach Belgien geht, wo sie und ihre Zwillingsschwester im Aufgebot stehen für das Omloop Het Nieuwsblad Frauenrennen am nächsten Samstag, dem Frühjahresauftakt der Klassikerfahrerinnen in Europa. Am Schlusstag durfte das belgische Team der beiden Tirolerinnen sogar den ersten Saisonsieg durch die Niederländerin Nicole Steigenga bejubeln.

In Lythrodontas, im Herzen der zypriotischen Insel fand Ende Februar ein C3-Rennen der Mountainbiker im Format Cross-Country statt. Dabei gab es zwei rot-weiß-rote Siege zu verzeichnen, durch Karl Markt, der das Rennen der Elite gewann und durch Juniorin Katharina Sadnik, die in ihrer Klasse erfolgreich war.

Das zweite große Jahreshighlight waren Ende Februar dann die Bahnweltmeisterschaften in Berlin. Dort löste mit Andreas Graf und Andreas Müller Österreichs Madison-Duo das Olympiaticket für Tokio. 16 Jahre nach Athen konnten sich wieder Athleten für die Bahnbewerbe der Olympischen Sommerspiele qualifizieren. Dass die Wartezeit noch um ein weiteres Jahr verlängert wurde, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen.

Zwar waren die Vorzeichen von Corona schon ab Februar zu spüren, der Ausbruch des Virus und der damit beginnende Lockdown im nationalen als auch internationalen Sport dauerte dann bis zum Juli. Um Abhilfe zu schaffen, wechselten viele Athleten auf die Rolle und auch der ÖRV startete nach kurzer Planungszeit eine neue Serie. Die eCycling League Austria, die mit fünf Rennen zum einen für Ablenkung sorgte, zum anderen die Rennatmosphäre in die heimischen Wohnzimmer holte.

 

Text: Peter Maurer
Fotos: Reinhard Eisenbauer, Ernst Teubenbacher, Elisa Haumesser, Drew Kaplan, Roland Wafler, Yuko Sato, Christoph Peprnicek, RC Höchst, Peter Maurer