ÖRV-Ehrenpräsident Stefan Mikschl 94jährig gestorben
Stefan Mikschl war ohne Zweifel eine der wesentlichsten Persönlichkeiten des österreichischen Radsports. Geboren am 8. November 1921 verstarb der ÖRV-Ehrenpräsident gestern im Geriatriezentrum Lainz.
1948 begann er seine Karriere als aktiver Rennfahrer beim ARBÖ-E-Werk. Und dem ARBÖ blieb er sein ganzes Leben treu. Bald wechselte er auf die Funktionärsebene und war schon maßgeblich an der Gründung der ÖRK im selben Jahr, in der schließlich die drei Verbände ÖRB, ARBÖ und Union integriert waren, beteiligt. Bis 1973 übte er in dieser Organisation jedes dritte Jahr das Amt des Präsidenten aus. In diesen Jahren, die durchaus nicht konfliktfrei waren, zeichnete er sich durch Zähigkeit und Härte in der Umsetzung seiner Ziele aus.
Über lange Jahre dirigierte er als Rennleiter auch die Österreich-Rundfahrt. In dieser Funktion pochte er auf korrekte Einhaltung des Reglements, was ihm, auf Grund seiner asketischen Gesichtszüge, den Spitznamen „Indianer“ eintrug.
Nachdem im Jahre 1973 die ÖRK durch eine Änderung der Statuten zum ÖRV geworden war, fungierte Stefan Mikschl bis 1982 als Vizepräsident. Bei der Generalversammlung des Jahres 1982 wählten ihn die Vereinsvertreter zum Präsidenten des ÖRV. Dieses Amt übte er bis 1995 aus.
Den größten Erfolg unter seiner Präsidentschaft feierte unser Verband bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984, als beim alljährlichen Kongress Österreich im dritten Wahlgang mit 30:20 Stimmen gegen die Radsportgroßmacht Belgien die WM 1987 zugesprochen bekam. Als er dann in Villach dem österreichischen Bronze-Vierer die WM-Medaillen überreichen durfte, meinte der „eiserne Stefan“ gerührt: „Dass ich, als österreichischer Radsport-Präsident Österreichern Medaillen im Straßenfahren überreichen darf, wagte ich nicht einmal zu träumen“.
Als langjähriger ARBÖ-Vizepräsident gelang es ihm auch, immer wieder finanzielle Unterstützung für den Radsport durchzusetzen. In einem Alter, in dem andere von der Pension träumen, stellte er seine Zähigkeit auf einer Trekkingtour in den 8000ern des Himalaya unter Beweis.
Bei der Generalversammlung 1995 war die Ära Mikschl zu Ende, als Ehrenpräsident auf Lebenszeit besuchte er noch viele Sitzungen. In den letzten Jahren allerdings war es um den in einem Seniorenheim in Wien Simmering lebenden Langzeitfunktionär still geworden. Zunehmende Probleme mit dem Gehapparat hemmten seine Aktivitäten. Das wollte er, der immer auf Haltung bedacht war, nicht zur Kenntnis nehmen. Mit dem Tod von Stefan Mikschl hat der österreichische Radsport eine prägende Persönlichkeit verloren, die im ÖRV mit Umsicht und starker Hand über lange Jahre die Richtung wies.
Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren!