Schönbacher: "Ich will wieder mehr in Österreich machen"
Nachdem er 2020 schon die 26. Austragung der Alpentour, ein viertägiges Mountainbikeetappenrennen rund um die Region Schladming-Dachstein absagen musste, wandte sich der Steirer Gerhard Schönbacher erneut an seine Teilnehmer und musste auch die Durchführung der Crocodile Trophy in Australien um ein Jahr verschieben. Doch trotz der schlechten Zeiten für Veranstalter, geht der ehemalige Radprofi und Gewinner der Roten Laterne bei der Tour de France frohen Mutes in die Zukunft.
Herr Schönbacher, wie schwierig waren die letzten Monate für Sie?
Schönbacher: Es war natürlich nicht leicht, meine beiden Rennen abzusagen. Auf der anderen Seite ist uns auch nichts anderes geblieben. Die Alpentour wäre drei Monate nach dem Lockdown gewesen. Am Anfang hoffst du noch, aber mit der Einschränkung der Reisebestimmung war das vorbei. Und ganz ähnlich erging es uns jetzt mit der Crocodile Trophy, denn in Australien sind die Einreisebestimmungen derzeit sehr strikt bis Ende des Jahres und so hatten wir keine Alternativen außer der Verschiebung auf 2021.
Gab es irgendwelche Ideen bezüglich einer kleineren Variante oder einer Neuterminisierung Ihrer Rennen?
Schönbacher: Nein. Zum einen war ein Verschieben auf einen späteren Termin im Jahr nie ein Thema für uns. Außerdem hat die Alpentour einen guten Stellenwert bei unseren Athleten und bei unseren Partnern und da wollen wir sie nicht mit einer Lightversion abspeisen.
Wie schwer hat Sie die Absage getroffen?
Schönbacher: Im Endeffekt war es alternativlos durch die Krise. Natürlich haben wir schon viele Werbeinvestitionen getätigt, aber wir sind ein gesunder Verein und arbeiten schon an neuen Ideen für 2021.
Wie sind Sie persönlich mit der Krise in den letzten Monaten umgegangen?
Schönbacher: Ich bin zwar Pensionist, aber noch nicht im Ruhestand. Im ersten Monat habe ich mich mit Büchern eingedeckt, bin viel am Rad gesessen und bin viel gewandert. Es war angenehm und ich habe wenig gebraucht und hatte auch kaum Termine zu absolvieren. Im zweiten Monat ist mir dann aber fast die Decke auf den Kopf gefallen. Viele Vorbereitungen für die Rennen sind weggefallen und auch die gewohnte Anspannung vor den Events ist völlig weggefallen. Das war ungewohnt. Im dritten Monat habe ich dann in meinem Ideenbuch gestöbert und überlegt, welche Projekte ich in der Zukunft angehen will. Das war wichtig für mich, dadurch kam ich in einen Rhythmus zurück.
Sie haben von neuen Ideen gesprochen. Planen sie weitere Rennveranstaltungen?
Schönbacher: Ja, wir werden in der nächsten Zeit zwei zusätzliche Events vorstellen. Endlich hatte ich die Zeit um diese Ideen, die schon länger in meinem Kopf herumschwirren umzusetzen. Vor allem hat mich die Krise auch gelehrt, dass ich wieder mehr in Österreich machen will und es wird nicht nur Mountainbike umfassen, soviel kann ich schonmal verraten.
Die Alpentour als auch die Crocodile Trophy wird es 2021 in ihrer ursprünglichen Form weitergeben?
Schönbacher: Ja, vor allem bei der Alpentour hat es mich sehr gefreut, dass wir unsere Partnerschaft mit der Region Schladming-Dachstein gleich um vier weitere Jahre verlängern konnten.
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Über Gerhard Schönbacherr
Der Steirer, der über Boxen und Eishockey zum Radsport kam, feierte zwei Etappensiege bei der Österreich-Rundfahrt und nahm 1979 erstmals an der Tour de France teil. Dort erreichte er einen besonderen Bekanntheitsgrad als Letzter der Gesamtwertung. Dieses Kunststück wiederholte er im Jahr darauf noch einmal. Nach seiner Karriere war er mehrere Jahre als Sportlicher Leiter aktiv und begann damit mehrtägige Mountainbike-Etappenrennen zu organisieren.
Über die Alpentour-Trophy:
Vier Etappen und insgesamt 220 Kilometer, gespickt mit 8.800 Höhenmetern, gilt es vier Tage lang für die besten Mountainbiker der Welt in der Region Schladming-Dachstein zu absolvieren. Start- und Ziel der Tagesabschnitte ist im Zielstadion der Planai, somit haben die Teilnehmer keine Tagestransfers. Das Rennen wird seit 1999 von Schönbacher und seinem Team organisiert.
Über die Crocodile Trophy:
Ursprünglich als Tour de France der Mountainbiker geplant, entwickelte sich das Rennen, dass an der Ostküste Australiens ausgetragen wird, zu einem jährlichen Treff der Mountainbikeszene vor dem Jahresende. Was 1995 mit noch 17 Etappen und einer Gesamtlänge von 2.556 Kilometern erstmals stattfand, wurde mit der weiteren Geschichte des Rennens reduziert. Mittlerweile warten acht Etappen plus ein Prolog und knapp 750 Kilometer ehe das Rennen am Strand von Port Douglas endet.
Das Interview führte Peter Maurer