Wibmer erobert WM-Silber in den Regenschlachten von Zürich
Der Wettergott hatte wenig Mitleid mit den Athletinnen und Athleten, die am sechsten Tag im Einsatz waren bei den Straßen- und Paracycling-Weltmeisterschaften in Zürich. Kühle Temperaturen und starke Regenfälle sorgten für alles andere als angenehme Bedingungen in den Straßenrennen der unterschiedlichen Klassen. Dennoch konnte Österreich seine Medaillenbilanz weiter aufbessern, vor allem dank einer stark fahrenden Cornelia Wibmer, für die es die zweite Silberne in Zürich gab.
"Es war richtig brutal vom Wetter. Man musste bergab richtig aufpassen, denn beim Bremsen haben sofort die Räder blockiert", schilderte die Salzburgerin, die sich erst auf den letzten Metern der Niederländerin Jennette Jensen geschlagen geben musste.
"Entschieden haben die Anstiege das Rennen. Wir haben uns immer wieder abgesetzt, auf den Geraden haben zwar einige Fahrerinnen immer wieder den Anschluss geschafft, bergauf riss der Abstand wieder auf. Auf der Zielgerade wollte ich dann Reißaus nehmen, aber das hat sich meine Kontrahentin nicht gefallen lassen", berichtete Wibmer weiter.
Auf den letzten Metern zog die Niederländerin an der Österreicherin noch vorbei. "Der zweite Platz war mir schon sicher und deshalb wollte ich nochmal was probieren. Beim Sprint hat sie mich dann überholt. So kann es jetzt weitergehen. Ich bin froh die Saison auf einem Hoch abzuschließen und das will ich ins nächste Jahr gleich mitnehmen", resümierte die Salzburgerin abschließend.
Ihre Teamkollegin Svetlana Moshkovich, die vor wenigen Tagen das Einzelzeitfahren vor Wibmer gewann, landete auf dem vierten Platz. "Der Regen trifft uns immer hart, weil wir so nah am Boden sind und dann völlig durchnässt werden. Je länger das Rennen dauerte, desto mehr spürte ich, wie meine Schultermuskeln abkühlen und ich habe echt gefroren. Bergauf konnte ich nicht mehr mit den Besten mitgehen, das war wie in Paris. Aber ich nehme einen WM-Titel hier mit und viele gute Erinnerungen aus Zürich", erzählte die Innsbruckerin.
Bei den Handbikern belegte Wolfgang Schattauer in der Klasse H2 den siebten Rang, Ernst Bachmaier wurde Achter in der H1. "Es war wirklich brutal von den Bedingungen. Die Nasskälte tut einfach enorm weh und das spürst du in den Schultern, die ja unser Antrieb sind. Es war ein wildes Rennen, ich konnte nicht ganz die angepeilten Werte fahren, dementsprechend ist das Ergebnis auch", so der Oberösterreicher.
Einen siebten Platz gab es auch für Franz-Josef Lässer. Das C5-Rennen des Steirers entwickelte sich früh zum Ausscheidungsrennen und der 23-Jährige verlor als einer der letzten den Anschluss an jene Gruppe, die schlussendlich die Medaillen unter sich ausmachte. Am Ende sprintete er noch mit dem Spanier Jose Diego Jara Vidal um Rang sieben und entschied dieses Duell für sich.
"Ich bin das ganze Rennen mit ihm fast gefahren. Am Anfang war ich positiv überrascht, dass ich schön mitgekommen am Anstieg. Leider ist oben dann ein Loch aufgegangen. Kurz vor dem Ziel bin ich mit einer Gruppe am Weg zurückgewesen, doch die haben mich stehen lassen, als ich mir in der Feed-Zone eine Flasche abholte", erinnerte er sich.
Kurz darauf schloss er sich mit dem von vorne zurückgefallenen Spanier zusammen, doch den Anschluss schafften sie nicht mehr. "Wir haben uns echt das ganze Rennen abgerackert, aber wenn die stärksten Fünf vor dir sind, dann schaust du hinten nicht mehr so fröhlich aus der Wäsche", analysierte er und fügte an: "Insgesamt war es eine wirklich gute Leistung von mir, noch viel besser als im Zeitfahren. Ich bin happy, dass ich nach der Erkrankung überhaupt hier mitfahren konnte."
Juniorin Grießer und Junioren haben im Regen zu kämpfen
Für die Juniorinnen und Junioren standen am Donnerstag auch ihre beiden Straßenrennen an, die vom Wetter, vielen Stürzen und schnellen Rennverläufen geprägt waren. Bei den Juniorinnen landete Ramona Grießer auf Platz 65, der Sieg ging an die Britin Cat Ferguson, die schon in Zürich auch das Zeitfahren für sich entscheiden konnte.
"Es war ein sehr zähes Rennen, schon allein vom Kurs her, der sehr anspruchsvoll war und viel abverlangte. Vor allem die Abfahrten waren echt gefährlich und rutschig. Zum Glück hat es erst am Schluss richtig geregnet, die letzten 15 Kilometer haben mich aber so eingewässert, dass ich zum Zittern begann", erzählte die junge Tirolerin.
Wenig Besserung bot der Himmel auch für die Junioren, in deren brutalen Ausscheidungsrennen sich am Ende der Italiener Lorenzo Mark Finn durchsetzte und mit einem Vorsprung von zwei Minuten vor dem Briten Sebastian Grindley gewann. Bester Österreicher wurde Valentin Hofer auf Rang 41. "Es war mit Sicherheit das härteste Rennen, welches ich je gefahren bin", wusste er. Lange Zeit befand er sich in einer Verfolgergruppe, nachdem schon bei der ersten Zieldurchfahrt das Feld in viele kleine Grüppchen zerfallen war. "Am letzten Anstieg bin ich zurückgefallen, da ich etwas eingegangen bin. Sein Teamkollege Johannes Kosch schleppte sich auf Platz 69 ins Ziel, nachdem sein Rennen früh durch einen Massensturz beeinflusst wurde.
"Am Anfang war alles sehr hektisch mit den Straßenteilern, dann gab es einen großen Sturz, in den ich involviert war. Es hat lange gedauert, bis mein Rad wieder in Ordnung war und ich probierte ranzufahren, was mir aber nicht mehr gelang", erinnerte sich der Oberösterreicher. Der Steirer Anatol Friedl wurde durch einen Defekt weit zurückgeworfen in der ersten Runde und beendete nach einem weiteren das Rennen vorzeitig.