Gogl gewinnt stark besetztes zweites Rennen der Zwift Tour for All
Mit einem starken Auftritt feierte der Oberösterreicher Michael Gogl (Team NTT) den Sieg im zweiten Rennen der auf der Online-Plattform Zwift ausgetragenen Tour for All. Am Balkon seiner Wohnung in Linz zeigte der 26-Jährige sein ganzes Können und verwies Olympiasieger Greg Van Avermaet sowie den Überflieger im Cross und Mountainbikesport sowie letztjährigen Gewinner des Amstel Gold Races Mathieu van der Poel auf die weiteren Plätze.
„Ich hatte noch ein paar Rechnungen offen“, grinste Gogl, der sich mit einem langen Sprint an seinen Kontrahenten im virtuellen Rennen vorbeischob und mit einem Vorsprung von zwei Sekunden vor dem Belgier erreichte er die Ziellinie. Schon vor wenigen Wochen zeigte sich Gogl in guter Form, als er Fünfter bei einem Tagesabschnitt der virtuellen Tour de Suisse wurde. "Damals lag ich kurz vor Ende vorne und dann haben mich noch ein paar Fahrer, darunter Van Avermaet eingeholt. Dafür wollte ich mich heute revanchieren und es ist gelungen", erklärte der Oberösterreicher.
Im Gegensatz zu damals wurde die Tour for All allerdings auf der Plattform Zwift, auf der auch die eCycling League Austria gefahren wird ausgetragen. "Das Rennen in der Schweiz wurde auf Rouvy gefahren. Der Unterschied ist riesig, weil du dort keinen virtuellen Windschatten hast und du dir die Kräfte gut einteilen musst. Bei Zwift musst du zwar mehr am Limit fahren, kannst dich aber mit guter Positionierung auch ein wenig erholen", erläuterte der WorldTour-Profi.
Nach ein wenig Hektik schon vor dem Rennstart, Gogl hatte einige technische Schwierigkeiten mit den Online-Renneinstellungen, gelang ihm gleich in den ersten Runden, den Anschluss an die schnellste Gruppe zu halten: "Es war hart, weil ich nur wenige Minuten zum Warmfahren hatte und ich mich extrem quälen musste zu Beginn. Aber ich hatte zum Glück den Cut geschafft."
Im Finale war es dann sein dänischer Teamkollege Michael Valgren, der zuerst attackierte. Gogl konnte im virtuellen Windschatten warten, während die anderen Favoriten versuchten, den Sieger des Amstel Gold Race von 2018 wieder einzuholen. Die Strecke in Richmond kannte der Österreicher noch von seiner WM-Teilnahme vor knapp fünf Jahren. Als Teil eines starken U23-Aufgebots mit Gregor Mühlberger und Sebastian Schönberger damals, kämpfte er bis kurz vor der Ziellinie sogar um eine mögliche Medaille. "Ich lag hinter dem Franzosen Ledanois auf Silberkurs, aber leider wurde ich dann am letzten Kilometer gestellt", erinnerte sich der 26-Jährige.
Den Streckenverlauf von damals, hatte er aber immer noch im Kopf gespeichert. "Der Verlauf auf Zwift ist sehr ähnlich im Vergleich und ich hatte keine schlechten Erinnerungen an Richmond, allerdings wollte ich auch hier eine alte Rechnung begleichen", so Gogl, der seit Paris-Nizza Mitte März aufgrund der Corona-Epidemie kein echtes Radrennen mehr bestreiten konnte.
"Natürlich ist es ein Unterschied zu den bis zu sechs Stunden lang andauernden Klassikern, aber ich wusste nach meinem Einsatz im virtuellen Schweiz-Rennen, dass ich gut in Form bin und speziell im anaeroben Bereich hart hinhalten kann. Und es ist witzig, wenn man so starke Fahrer wie Greg oder Mathieu mal schlagen kann", freute sich der gebürtige Wolfsegger, der derzeit über den Dächern von Linz den Erfolgen nachjagt: "Als ich das Schweizrennen fuhr, hat mir eine Nachbarin zugesehen, als ich mir richtig einschenkte auf der Rolle. Ich denke sie weiß nicht, dass ich damit mein Geld verdiene."