Kette rechts - King of the Lake
Exakt 1267 Teilnehmer waren heuer beim KOTL rund um den Attersee unterwegs. Eine große Herausforderung auch für die Zeitnehmung (drei Zwischenzeiten!), die Markus Lindinger dank modernster Technik auch heuer wieder bewältigen konnte.
1.300 Transponder hat er nach Schörfling mitgenommen, „erfahrungsgemäß bekomme ich praktisch alle wieder retour“. Das Geheimnis: unmittelbar nach dem Ziel wartet eine Heerschar von Helfern, welche die Kabelbinder mit den Transpondern von der Vordergabel der Rennräder abschneiden – und sie dem Markus wieder abliefern.
Herbstzeit ist Transferzeit: wer künftig seiner Sportgruppe den Rücken kehren wird bzw. wer von wo neu zur Mannschaft stößt, da halten sich die sportlichen Leiter der Conti-Teams noch sehr bedeckt. In Rankweil etwa ist es kein Geheimnis, dass immer wieder geförderte Talente dann eine oder zwei Kategorien aufsteigen. Patrick Schelling etwa wird künftig zumindest bei einem Pro-Conti-Team unterwegs sein, während aber Colin Stüssi „eher noch bleiben wird“. Max Kuen, der nach einer starken, gleichmäßigen Saison heuer Bundesliga-Kronprinz hinter Stephan Rabitsch geworden ist, hat schon bekräftigt, bei Vorarlberg-Santic bleiben zu wollen. Auch Rabitsch wird wohl bei den Welsern verlängern. Unsicher ist dagegen die Zukunft des Grazer Teams, nachdem ja die Maloja Pushbikers als Hauptpartner aussteigen. Eine Conti-Mannschaft solls aber in der Steiermark weiterhin geben, das eigene Regionalteam WSA KTM Graz könnte gewissermaßen diesen Status „erben“.
Auch Extremradler Christoph Strasser hat sich wieder als Teilnehmer am Attersee eingefunden. Der mittlerweile sechsfache RAAM-Sieger blieb heuer um ein paar Sekunden über seiner eigenen Bestzeit aus dem Vorjahr, konkret waren es diesmal knapp 61 Minuten. Im nächsten Jahr, hat Strasser verraten, will er das Rennen „Quer durch die USA“ übrigens nicht bestreiten, sondern sich andere spannende Herausforderungen suchen.
KOTL-Vorjahrssieger Felbermayr Simplon Wels war an diesem Wochenende auf zwei Hochzeiten unterwegs. Während die Hauptstreitmacht bei der Slowakei-Rundfahrt im Einsatz war, sollte der zweite Teil der Truppe am Attersee bestehen: dafür war der sportliche Leiter Andreas Grossek vor dem Schlußtag der Rundfahrt extra mit seinem jungen Schützling Tim Wollenberg die 400 Kilometer ins Salzkammergut geritten, damit die Welser wenigstens mit einem Quartett antreten konnten. Mehr als Platz vier war unter den gegebenen Voraussetzungen ohnedies nicht zu erwarten gewesen. Immerhin ist der Streckenrekord der Welser unangetastet geblieben, das Team Vorarlberg war als Sieger heuer genau zweieinhalb Minuten langsamer als Zoidl, Krizek und Co. bei ihrer Rekordfahrt im Vorjahr. Spielverderber war heuer auch der starke Wind, mit dem lediglich die Segler ihre Freude hatten.
Es gibt Rennfahrer, die haben mit einer Runde um den Attersee (noch) nicht genug: der Salzburger Johannes Hirschbichler, heuer sensationeller Dritter bei der Zeitfahr-Staatsmeisterschaft, war zwei Stunden nach seinem Einatz mit dem Team UNION Raiffeisen Tirol (Rang sechs) auch noch als Einzelfahrer unterwegs. Auch Felix Ritzinger, der junge Wiener Bahnspezialist, legte nach seinem Auftritt mit den Maloja Pushbikers (Platz drei!) noch eine 47 km-Extrarunde hin. Beide Rennfahrer blieben dabei jeweils unter einer Stunde, ihre Klasse haben sie damit eindrucksvoll bestätigt.
Wer als Zuschauer stundenlang im Zielbereich ausharrte, wurde auf der großen Video-Leinwand mit spannenden und qualitativ guten Bildern von der Strecke versorgt. So wie im Vorjahr war dafür ein slowenisches TV-Privatteam sehr angagiert mit mehreren stationären und mobilen Fernsehkameras im Einsatz.
Da darf man sich ja direkt auf ein Jubiläum freuen: im Herbst 2020, wenn der „ASVÖ King of the Lake“ seine zehnte Auflage erlebt, wird es ein besonders gut besetztes Rennen geben, hat OK-Chef Erwin Mayer angedeutet – und gerne auch wieder mit der ÖRV-Bundesliga als „Aufputz“ bzw. Overtüre dieses großen Hobby-Zeitfahrens. Vielleicht wird der KOTL bzw. das Teilnehmerfeld ja noch größer; heuer konnten beim Limit von 1200 Startern rund fünfhundert Nennungen aus Kapazitätsgründen nicht mehr berücksichtigt werden.
Text: Harald Müllner
Fotos: Reinhard Eisenbauer