Wiesbauer Radsport-Gourmet - Croatia-Slovenia (UCI 1.2)
Schnelles Kopfrechnen war in Novo mesto angesagt nach der Erstellung der Ergebnisliste. So wartete Teamchef Erich Amplatz ungeduldig beim VW-Bus der Computer-Auswertung von Markus Lindinger, um sich dann bald ziemlich entspannt zu seinen Schützlingen zu begeben: nur noch theoretisch kann Andi Bajc beim Finale in Schwaz noch vom ersten Platz der Wiesbauer-Bundesliga verdrängt werden. Notwendig wäre da schon ein Totalausfall des Slowenen beim letzten Rennen, und auch da müsste sein härtester Verfolger Stephan Rabitsch nicht nur das Rennen gewinnen, sondern auch zum aktivsten Fahrer gewählt werden. Da würde der Felbermayr-Schützling in Summe 235 Zähler sammeln, und nur dann könnte er seinen aktuellen Rückstand von 228 Punkten noch aufholen. Ähnlich die Situation in der Teamwertung, auch da ist Amplatz-BMC von der Welser Felbermayr-Simplon-Mannschaft nur mehr theoretisch von Platz eins zu verdrängen.
Man kann diesmal wirklich von einem Heimsieg sprechen: Marko Kumps Wohnhaus liegt in Novo Mesto unmittelbar an der 500 Meter-Marke des Zieleinlaufs am Fluss Krka. Mit Kump hat auch nicht irgendein Überraschungsmann das Rennen in Slowenien gewonnen, der bald 27jährige Blondschopf hat bereits seinen 17.(!) Saisonsieg gefeiert – allein bei internationalen Rennen, wohl gemerkt. Kumpe hatte übrigens am Vorabend bereits das Kriterium gewonnen – gegen die Übermacht der eingespielten Adria Mobil-Truppe konnte niemand ernsthaft entgegen halten. Auch nicht die vier heimischen Bundesligateams, die sich diesem anspruchsvollen, hügeligen Kriterium stellten: immerhin belegte Patrick Bosman (Tirol Cycling) den vierten Rang.
Das Ambiente beim Start zu „Croatia-Slovenia“ in Zagreb beeindruckt immer wieder und ist wahrlich schwer zu überbieten: Die Rennfahrer versammeln sich auf einem blumengeschmückten parkähnlichen großen Platz mitten im Zentrum, auf der einen Seite das große Staatstheater, gegenüber das alte Kunstmuseum, beides k.u.k. Prachtbauten aus dem späten 19. Jahrhundert. Heuer war die unmittelbare Nähe der prachtvollen Zagreber Oper besonders gefragt, konnten die Fahrer bei Temperaturen um die 30 Grad vor dem Start noch ein wenig Schatten bei den ehrwürdigen Mauern finden.
Mit traurigem Gesicht und dickem Verband über dem rechten Arm verfolgte Matija Kvasina die Startvorbereitungen in seiner Heimatstadt Zagreb. Der Kroate war in der Woche vor dem Rennen beim Training unglücklich gestürzt und erlitt einen Schlüsselbein-Trümmerbruch der rechten Schulter. Der Felbermayr-Fahrer fällt mindestens sechs Wochen aus, kann also den Rest der Saison vergessen. Doppelt bitter für ihn: bei der Straßen-WM hätte er einen fixen Platz im kroatischen Team gehabt.
Die Saison neigt sich dem Ende zu, vielfach ist auch wieder Abschied nehmen angesagt. Ein ganz besonders ruhiger, sympathischer Rennfahrer wird der Bundesliga (und seinem Welser Verein) künftig sicher fehlen: Martin Schöffmann steigt mit 1.Oktober voll ins Berufsleben ein. Der gebürtige Leobener hat einen Job als Immobilien-Manager in Graz bekommen. Schöffmann hat in Graz und an der FH Wr. Neustadt studiert, als seine schönsten Erfolge nennt der 28jährige den Sieg beim GP Nenzing, die Teilnahme an der U 23-WM „und die Saison mit Elk-Haus, wo mir wirklich eine tolle Truppe waren“. Beim Bundesliga-Finale in Schwaz wird sich Schöffmann ein letztes Mal aufs Rennrad schwingen.