Zwei oberösterreichische Talente mit hohen Ambitionen
Die Rad-EM im portugiesischen Anadia geht in die zweite Woche. Nach den Mountainbikern stehen am Donnerstag die ersten Rennen für die Straßenfahrerinnen und -Fahrer auf dem Programm. Zwei ambitionierte Athleten, die in der Juniorinnen- und Juniorenkategorie an den Start gehen sind Daniela Schmidsberger und Benjamin Eckerstorfer, die beide aus Oberösterreich stammen.
Nicht nur das Heimatbundesland, sondern auch der späte Einstieg in den Radsport verbindet die beiden Athleten. So erzählt Schmidsberger, dass sie als Kind noch keinerlei Interesse an Ausdauersportarten hatte und sie erst 2019 das erste Radrennen bestritten hat.
„Ich habe als Kind viele Sportarten ausprobiert. Karate und Faustball habe ich gemacht, aber immer nur zum Spaß. Mein Vater ist viel Rad gefahren und auch in der Elite und dann habe ich es auch mal ausprobiert“, erklärt die 17-jährige aus Vöcklabruck ihre Anfänge. Begonnen hat dann alles mit einem lizenzfreien Rennen im Jahr 2019, indem sie auf Anhieb ihre Altersklasse gewann. 2020 kam sie zum Team Felbermayr Wels und begann dort ihre professionelle Radsportkarriere.
Der 18-jährige Eckerstorfer hatte sein Sportlerleben in der Kindheit ganz klar dem Fußball verschrieben. Als ihn eine Verletzung am Knie plötzlich zwang die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, begann er seiner zweiten Leidenschaft nachzugehen. So hat er in der U17 mit dem Straßenradsport begonnen. Ein Anfang der keinesfalls leicht für ihn ausfiel. „Ich hatte es mir viel einfacher vorgestellt. Das erste Jahr im Radsport war richtig hart für mich, schildert der Paschinger.
Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Quereinsteiger ist die Liebe zum Bergfahren. Eckerstorfer erzählt, dass ihm vor allem das Attackieren und Distanzieren der Gegner an einem Anstieg ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Er müsse sich oft in den Rennen eher zurückhalten, da er als sehr offensiver Fahrertyp bekannt ist. Schmidsberger erklärt, dass sie darüberhinaus ihre Stärken in längeren Rundfahrten sieht. Über die Faszination, die der Radsport mit sich bringt, sagt sie: „Man kommt viel herum, kann beim Fahren den Kopf frei bekommen. Ich kann zusammen mit meinem Vater trainieren. Es ist einfach der schönste Sport der Welt“.
Wenn das Rad mal kurze in der Ecke platziert wird, genießt Schmidsberger ihre Zeit mit Familie und Freunden am Attersee. Gemütliches Beisammensein stellt sie klar über große Partys und Veranstaltungen. Der zweite der ÖM im Zeitfahren unternimmt gern etwas mit Freunden und spielt manchmal auch noch lockeren Fußball, um vom stressigen Radfahralltag abzuschalten.
In einer Sache unterscheiden sich die beiden oberösterreichischen Talente allerdings sehr. Gibt die österreichischen Juniorinnenmeisterin auf der Straße von 2021 an, dass sie nicht wirklich Vorbilder habe und sie immer sie selbst bleiben möchte, so schaut sich Eckerstorfer gerne etwas von der Elite ab. Vorbilder und auch ähnliche Fahrertypen, von denen er lernen kann, sind nach eigenen Aussagen Primoz Roglic, Tadej Pogacar und Remco Evenepoel. „Die haben alle auch einen eher muskulöseren Körperbau und auch ich bin nicht der dünste. Das kommt bei mir sicher noch vom Fußball. An denen orientiere ich mich“, meint der österreichische Juniorenmeister auf der Straße von 2022.
Ein Top Ten Platz im Straßenrennen erklären beide als Ziel für diese Europameisterschaften, wobei Eckerstorfer klar anspricht, dass wenn alles perfekt Laufe, auch die Medaille möglich sei. Ein schwieriger Kurs mit vielen schwierigen Anstiegen soll den beiden Juniors auf alle Fälle entgegenkommen.
Das Zeitfahren am Donnerstag steht für beide nicht ganz oben im Fokus, soll aber ein guter Test für den Samstag sein. Auch für das Gewöhnen an die hohen Temperaturen in Anadia, werden sie das Zeitfahren nutzen. Diese sollen im Verlauf der Woche noch bis an die 40 Grad hinaufklettern. Beide geben allerdings bekannt, dass das Wetter kein Problem für sie darstellen solle und dass sie bestens vorbereitet auf die Hitze hierherkommen.
Über die Europameisterschaften hinaus, steckt sich Schmidsberger ein hohes Ziel. Sie wolle in Zukunft vom Radsport leben können und einen Vertrag bei einem World Tour Team ergattern. Eckerstorfer hat auch nach der EM noch einiges vor, denn mit der Oberösterreichrundfahrt der Junioren steht ein weiteres Highlight an. Zuvor möchte er sich aber voll und ganz auf das Straßenrennen hier in Portugal konzentrieren.