Pöstlberger sorgt für Siegpremiere im Gévaudan
Vor zwei Wochen erhielt Lukas Pöstlberger seinen Performanceplan und überflog die Startliste des 73. Critérium du Dauphiné. Speziell an den ersten beiden Tagen rechnete sich der 29-Jährige aus, dass es gute Chancen gäbe, als Teil einer Fluchtgruppe durchzukommen und den Etappensieg zu erlangen. Nachdem am ersten Tag mit dem Belgier Brent Van Moer (Lotto Soudal) schon ein Ausreißercoup gelang hatte der Österreicher mit seiner Prognose erneut Recht. Diesmal war aber er es, der die Arme im Ziel hochreißen durfte und über den Tagessieg und das Gelbe Trikot jubeln durfte.
„Gerade nachdem nur wenige Sprinter hier sind, war die Chance gut, dass die Gruppe durchkommt“, berichtete er im ersten Interview nach seiner Zielüberquerung. Elf Sekunden rettete er auf das klein gewordene Hauptfeld nach dem hügeligen Finale im Gévaudan und schlüpfte somit auch in das Führungstrikot der Rundfahrt. „Ich wusste das gar nicht zuerst, erst im Ziel haben sie mir das mitgeteilt. Es ist ein schöner Bonus“, strahlte der Vöcklabrucker.
Gemeinsam mit vier weiteren Fahrern löste er sich nach zehn der 173 zu fahrenden Kilometer aus dem Feld. Knapp 50 Kilometer vor dem Ende schüttelte er mit einer Attacke seine Mitfahrer von seinem Hinterrad ab. Gegen das nachjagende Feld verteidigte sich der Bora-Profi, der vor vier Jahren als erster Österreicher eine Etappe des Giro d’Italia gewinnen konnte, bärenstark, auch wenn ihm vor allem die letzten Anstiege viele Körner kosteten.
„Ich versuchte mir meine Kräfte gut einzuteilen im Finale und auf den Abfahrten mich zu erholen. Aber der letzte Anstieg hinauf war die Hölle“, berichtete der Oberösterreicher, der ab dort immer im Sichtfeld seiner Verfolger war und schwer litt: „Ich konnte den Lenker nicht mehr gut halten, so schmerzhaft war es.“
Doch der 29-Jährige trotzte den Anstrengungen und nützte einmal wieder clever eine Chance auf einen großen Erfolg. In ähnlicher Art und Weise gewann er zweimal den Österreichischen Meistertitel und vor zwei Jahren war er sogar auf dem Weg zu einem Touretappensieg. Damals war es der 14. Juli, der französische Feiertag und die Etappe endete damals ausgerechnet in Brioude, wo der Start des zweiten Tagesabschnitts der Dauphiné stattfand.
Vor zwei Jahren löste sich der Österreicher ebenfalls in der Abfahrt von seinen Fluchtgefährten, wurde allerdings auf den letzten Hügeln gestellt. „Ich wollte es eigentlich schon am ersten Tag probieren, aber da war mein Teamkollege Patrick Gamper in der Gruppe. Also war mein Tag heute“, schilderte Pöstlberger, der seinen Coup vor zwei Wochen plante. „Ich musste es einfach probieren und angesichts der Planung ist es ein toller Sieg“, so der Österreicher, der seine Puncheur-Qualitäten voll ausspielte und als erster Österreicher eine Dauphiné-Etappe für sich entscheiden konnte.
„Als ich vor vier Jahren den Giro gewonnen habe, war ich noch ein Niemand. Nun aber kennen sie mich und deshalb bedeutet er mir sehr viel“, freute sich der Vöcklabrucker, der elf Sekunden auf Sonny Colbrelli (Bahrain – Victorious), der erneut den Sprint des Feldes gewann und wie am Vortag Zweiter wurde, ins Ziel rettete. Tagesdritter wurde Spaniens Altmeister Alejandro Valverde (Movistar). Pöstlbergers Teamkollege Patrick Konrad wurde Sechster. Der frühere Juniorenweltmeister Felix Gall (DSM) belegte Rang 15 und war den zweiten Tag in Folge mit einem Ausreißversuch am Ende der Etappe aktiv.
In der Gesamtwertung liegt Pöstlberger zwölf Sekunden vor Colbrelli und 20 vor Valverde. Konrad ist mit 24 Sekunden neuer Sechster. Die 3. Etappe am Dienstag beginnt mit einem langen Anstieg. Im Finale wartet dann eine Schlusssteigung, gut möglich, dass sich der Österreicher schon wieder früh von seinem Führungstrikot trennen muss.
Fotos: A.S.O./Fabien Boukla
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