Drei Nationalteams bei Gent-Wevelgem im Einsatz
Zwei Jahre lang, aufgrund der strengen Covid-Regeln in Belgien, konnten keine Nachwuchsrennen im Rahmen des Klassikers Gent-Wevelgem ausgetragen werden. Nun aber am vergangenen Sonntag, fanden wieder welche statt und die drei Wettbewerbe des Nations Cup gingen auch mit einem großen rot-weiß-roten Aufgebot über die Bühne, denn sowohl bei den Juniorinnen als auch bei den Junioren und in der U23-Kategorie der Männer waren die österreichischen Nationalteams am Start.
Während es bei den Juniorinnen auf einen Rundkurs rund um Boezinge ging, der 77,5 Kilometer lang war, fuhren die beiden Männerkategorien rund um Ieper und absolvierten dabei jeweils zweimal den schweren Kemmelberg, der auch beim WorldTour-Rennen der große Scharfrichter ist.
Aufgrund von Erkrankungen und Verletzungen gingen in der U23 mit Leo Kerschbaumer, Alexander Gratzer, Stefan Kovar und Emanuel Zangerle nur vier Österreicher an den Start. Unter der Leitung von Nationaltrainer Frank Pennings hielt sich das Quartett wacker auf der ersten Überfahrt des Kemmel, der eine Maximalsteigung von bis zu 23 Prozent hat und über die typischen Kopfsteinpflasterpassagen hochführt.
„Es war ein richtig cooles Rennen“, meinte Kerschbaumer, der als bester Österreicher Rang 74 erreichte mit einem Rückstand von fünf Minuten auf das Hauptfeld, aus dem der Brite Samuel Watson zum Sieg sprintete. „Leider habe ich den Kemmelberg ein wenig verhaut und hatte dann nicht mehr die Beine gehabt, um den Anschluss noch herzustellen“, so der junge Steirer, der im letzten Jahr eine Etappe der Oberösterreich-Juniorenrundfahrt für sich entscheiden konnte und seit dem Winter erstmals in der U23-Kategorie unterwegs ist.
Der Tiroler Zangerle konnte das Rennen auch beenden, Kovar und Gratzer mussten vorzeitig das Handtuch werfen. „Es war einfach ein durchwachsener Tag mit Magenproblemen, die zur Aufgabe führten“, meinte Kovar. Insgesamt konnte das Quartett aber die tolle Stimmung mit den abertausenden Zusehern, die am Sonntag den Streckenrand säumten, genießen. Denn die U23-Männer überfuhren nur knapp vor dem Eliterennen den Kemmelberg, auf dem sich schon Scharen von Zuschauern eingefunden hatten und passierten dann das Ziel in der Altstadt von Ieper.
Auch für die Junioren, bei denen 123,9 Kilometer am Programm standen, ging es zweimal über den mythischen Helling Kemmelberg. „Ich hatte super Beine und bin beim ersten Mal sogar in den Top 20 über den Berg gekommen“, erzählte der Niederösterreicher David Preyler, der bis zur zweiten Überfahrt voll den Anschluss an die Topfahrer halten konnte. „Leider hatte ich aber 300 Meter vor der Einfahrt einen Defekt und musste das Rad wechseln. Ich bin dann bis zum letzten Kilometer allein nachgefahren, aber leider nicht mehr rangekommen“, fügte er an.
Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Kilian Kummerer und Jakob Purtscheller erreichte er Ieper in einer Gruppe, eine Minute hinter dem Tagessieger Thomas Capra aus Italien. Kummerer wurde bester Österreicher auf Rang 53. Auch der Kärntner haderte mit dem Defektteufel, erwischte es ihn in der Abfahrt vom Kemmel, wo er dann lange auf das Begleitfahrzeug, welches ja nicht über den Pflasterabschnitt fahren darf, warten musste.
„Mit David gemeinsam habe ich versucht, das Hauptfeld noch einzuholen, was uns am letzten Kilometer sogar gelang. Allerdings war dann ein ziemliches Sturzchaos und wir waren blockiert“, berichtete Kummerer. Im Chaos des Finales erwischte es dann auch den letzten Österreicher, der im Hauptfeld noch war mit Benjamin Eckerstorfer. Der Oberösterreicher lag in den Top Ten als der Sprint eröffnet wurde, konnte aber einem vor ihm gestürzten Fahrer nicht ausweichen und musste das Rennen zu Fuß beenden. „Ich war eigentlich immer ganz weit vorne über das ganze Rennen. Selbst für das Finale war ich gut aufgestellt, dann war ich in den Crash verwickelt“, so Eckerstorfer.
Die Juniorinnen hatten sechs Runden auf einem Parcours rund um Boezinge zu absolvieren. Die größte Schwierigkeit war dabei der Diksmuldseweg, ein Kassei, ein flacher Kopfsteinpflasterabschnitt im Finale jeder Runde.
„Leider hatten wir nicht einen so aufregenden Kurs wie die Junioren oder die älteren Klassen mit den Kemmelberg. Gefühlt war es wie am Fliegerhorst in Markesdorf in Niederösterreich vom Untergrund. Aufgrund vieler Stürze war es eher ein Stop-and-Go-Rennen“, meinte Daniela Schmidsberger. Die Juniorin aus Oberösterreich gewann zuletzt bei der Trofeo Alfredo Binda die Bergwertung und wurde als kämpferischste Fahrerin des Tages ausgezeichnet.
In Belgien landete sie am Ende auf Rang 72, nachdem es zu einem großen Sprint im Hauptfeld kam, bei dem die Niederländerin Nienke Veenhoven sich als Siegerin durchsetzte. Beste Österreicherin wurde die Kärntnerin Johanna Martini auf Platz 50. „Das Rennen war geprägt durch viele Stürze, bei einem erwischte es mich auch“, berichtete sie. Insgesamt kamen alle fünf rot-weiß-roten Athletinnen, die am Start standen, ins Ziel. „Die Leistung des ganzen Teams war gut und wir kamen alle in der ersten Gruppe an“, fügte Martini an.
„Es war eine tolle Erfahrung“, erklärte Florentina Prünster und ihre Teamkollegin Elisa Winter ergänzte: „Technik und Geschick im Feld waren gefragt und so große Felder sind wir in Österreich auch nicht gewöhnt. Wir haben aber diese Tücken gut gemeistert und waren alle nach zwei Stunden noch im Peloton.“ Auch für Chiara Friedrich war es nach der Trofeo Binda erst der zweite Einsatz im Nationalteam und auch die Steirerin war froh, diesen im Ziel in Boezinge beenden zu können: „Wir haben unglaublich viel an Erfahrung gesammelt in den zwei Stunden.“
Bildergalerie (Fotos Peter Maurer & Mario Stiehl):