Gesamtwertung alleiniger Fokus bei Hallers fünfter Tourteilnahme
Zum fünften Mal in seiner Karriere wird Marco Haller (Bahrain – McLaren) die Tour de France bestreiten. Mit seinem Start in Nizza egalisiert er damit die Anzahl der Teilnahmen von seinem Kärntner Landsmann Peter Wrolich und dem Steirer Peter Luttenberger, die mit fünf Tourstarts hinter Bernhard Eisel (12) und Georg Totschnig (8) die drittfleißigsten Österreicher sind. Mit Ausnahme von 2018, wo Haller aufgrund seiner schweren Knieverletzung fehlte, war er seit 2015 immer ein fixer Bestandteil seiner Mannschaften bei der Frankreich-Rundfahrt.
„Umso wertvoller ist es diesmal, denn man muss sich in einem neuen Team erstmals so etablieren und das macht diese Tour für mich sehr besonders“, freute sich der 29-Jährige, der zuletzt die Wallonie-Rundfahrt auf Rang 16 in der Gesamtwertung beendete. Seine eigenen Ambitionen wird der starke Klassikerspezialist in Frankreich aber hinter die Teamziele seiner Mannschaft, zu der er im Winter wechselte, zurückstecken.
„Ich werde der erste sein, der im Feld für die Nachführarbeit sorgen wird, denn unsere Konzentration gilt voll dem Klassement mit Mikel Landa und daher dreht sich alles um die Bergfahrer“, erklärte der Österreicher im Gespräch und fügte an: „Das Team will meine Stärken nutzen, speziell wenn es um die Positionierung im Feld geht. Ich weiß, dass ich in den Bergen nicht die Tour für Mikel gewinnen kann, aber ich werde dafür sorgen, dass er sie in der Ebene und bei Windkanten nicht verlieren wird.“
Vom Papier her erwartet Haller eine der schwersten Frankreich-Rundfahrten in der Geschichte. Ein bisschen schade findet es der spurtstarke Fahrer, dass nur wenige Sprinter 2020 in Nizza am Start stehen: „Es wäre im Sinne des Radsports, der Sprinter und auch der Tour, wenn man das bestmögliche Starterfeld vor Ort hat. Ich denke in den drei Wochen gibt es genügend Zeit um sämtliche Terrains abzufahren. Aber es steht halt das Spektakel der Gesamtwertung voll im Vordergrund“, so Haller.
Nach den vielen Rennabsagen durch die Corona-Krise freut sich der 29-Jährige auf das Saisonhighlight im Radsport: „Natürlich wird es anders sein als in den letzten Jahren, aber die Tour bleibt unser Super Bowl, unser Champions League Finale oder Stanley Cup. Kein Rennen überbietet die Größe der Tour in Frankreich.“ Aber der Österreicher weiß auch um die Außenwirkung der Rundfahrt nach den vielen Absagen der größten Sportveranstaltungen im Jahr 2020. „Jeder wird auf darauf blicken. Ich denke sportartenübergreifend hat die Tour mehr Wertigkeit bekommen. Es ist unsere größte Bühne und die brauchen wir notwendig, denn nicht viele Teams hätten es verkraftet, wäre der Vorhang jetzt mit Corona völlig zugeblieben, wie es bei anderen Sportarten war“, erklärte der Kärntner, dessen bestes Tourergebnis ein zwölfter Tagesrang auf der Schlussetappe auf der Champs-Élysées 2019 war.
Mit einem großen und einem kleinen Koffer und einem Rucksack im Gepäck ging es für Haller am Dienstagabend nach Nizza. Viele persönliche Gegenstände hatte Österreichs aktuell erfahrenster Tourstarter aber nicht eingepackt: „Eine Jeans habe ich mitgenommen, aber ich weiß gar nicht ob ich die brauchen werden, vielleicht zum Rückflug. Den Rest bekommen wir eh vom Team gestellt, also außer drei Unterhosen und drei Paar Socken brauche ich nicht viel.“