Giro: Großschartners Traum vom Tageserfolg lebt weiter
Es waren zwei harte Wochen für Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) beim 104. Giro d’Italia bisher. Der Österreicher, im letzten Jahr Neunter der Vuelta a Espana, hoffte vor allem in den hügeligen und bergigen Etappen auf Freiheiten, musste aber zumeist an der Seite von Emanuel Buchmann bleiben. Nach dem sturzbedingten Ausscheiden seines Kapitäns haben sich die Spielregeln im deutschen Team geändert und so hofft der Marchtrenker nun, sich seinen Traum vom Etappensieg erfüllen zu können.
"Es warten ja noch ein paar schwere Etappen auf uns, wo wir jetzt völlig offen fahren können. Denn mit Ausnahme von Montag habe ich bislang noch nicht in die Ausreißergruppen gehen dürfen", berichtete der 27-Jährige. Auf der verkürzten Königsetappe am Tag nachdem sein Kapitän den Giro mit einer Gehirnerschütterung verlassen musste ging Großschartner gemeinsam mit seinem Teamkollegen Matteo Fabbro unter die Ausreißer des Tages. Aber schon früh zeigte sich in der Fluchtgruppe wenig Einigkeit. Als sich einige Fahrer aus der Gruppe lösten, war für das Bora-Duo dann der Tag auch schon wieder gelaufen.
"Wenn Löcher aufgehen und alle am Limit fahren, dann kommst nicht mehr ran. Wir waren uns dahinter auch nicht einig und dann war es das. Im Endeffekt war es egal, weil die Gruppe eh nicht durchkam", beschrieb der Oberösterreicher die Situation zu Beginn der 153 Kilometer langen Etappe. "Ich habe mich auch nicht wirklich so gut gefühlt", erklärte Großschartner, der ein wenig mit Rücken- und Knieproblemen zurzeit kämpft und seine Wehwehchen am Ruhetag lange behandeln ließ.
Mit frischen Kräften soll es nun erneut in die Ausreißergruppen gehen. "Jede Bergetappe, die jetzt kommt, schaut mich gut an. Allerdings sind die Anfahrten zum ersten Berg flach und das wird dann ein ziemlicher Poker", meinte der Bora-Profi und erklärte: "Wartet direkt ein Berg zu Beginn, dann kannst du es über deine Beine machen, damit du in die Gruppe kommst. Im Flachen muss es passieren, da kann es auch sein, dass du es zehnmal probieren musst, ehe es klappt."
Großschartner will es unbedingt in die Gruppen schaffen, sich als zweiter Österreicher nach Landsmann und Teamkollege Lukas Pöstlberger als Etappensieger bei der Italien-Rundfahrt in die Geschichtsbücher eintragen. Bislang musste er für seine Kapitäne Buchmann und Peter Sagan arbeiten. "Ich war immer bei Emu und er hat gut ausgesehen. Es wäre noch ewig lange bis Mailand gewesen und an einem schweren Tag ist eine Minute Rückstand gar nichts beim Giro. Ich bin mir sicher, dass er am Podium gestanden wäre", blickte er auf die Möglichkeiten seines Kapitäns zurück, der diese Hoffnungen auf dem Weg aus der Lagune von Grado nach einem Massensturz begraben musste.
Nach viel Feldarbeit wird wohl jetzt auf Großschartner das Pokerspiel um einen Etappensieg in einer Fluchtgruppe warten. "In Ausreißergruppen herrschen andere Regeln als im Peloton. Dort darfst du niemanden unterschätzen und musst auf einen guten Tag hoffen", blickte er auf seine neue Aufgabe voraus. "Den ganzen Tag herrscht dort Zug und am Ende entscheidet nicht nur das Vermögen, sondern auch die Antwort darauf, wieviel wer investiert hat, um an diesem Tag vorne zu sein", fügte er abschließend an.
Fotos: Reinhard Eisenbauer & Bora Hansgrohe/Bettiniphoto
[widgetkit id="18" name="Home SubSubSwitcher Straße News"]