Große Pflasterabenteuer mit der Hoffnung auf einige Premieren
Die Zeit vor und um Ostern ist bekanntlich im Radsport jene, bei der die harten Eintagesrennen in Flandern am Programm stehen. Seit einigen Jahren gibt es diese auch für Frauen und mit Sarah Rijkes (Ceratizit – WNT Pro Cycling) sowie Christina und Kathrin Schweinberger (beide Doltcini – Van Eyck) sind drei rot-weiß-rote Fahrerinnen bei fast allen Rennen im Einsatz.
„Wir sind in einem Teamhaus in der Nähe von Oudenaarde untergebracht. Von dort aus starten wir unsere Trainings und die Besichtigungsfahren. Eigentlich gestaltet jeder das Training ziemlich individuell, wobei wir schon versuchen, die Ausfahrten gemeinsam zu machen“, erzählte Christina Schweinberger zuletzt. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Kathrin, aktuell Österreichische Meisterin, startet sie seit Jahren für belgische Mannschaften, kennt damit die extreme Aufmerksamkeit, die die Rennen in Flandern mit sich bringen. Auch für die Frauen.
„Wenn du hier trainierst, dann wirst du beinahe täglich angesprochen und ausgefragt. Belgien ist radsporttechnisch sehr speziell. Die Leute kennen jedes Rennen, jeden Kurs und fragen wo man am Start steht“, schilderte die 24-Jährige und fügte an: „Je näher die Ronde rückt, desto höher wird die Anspannung. Das merkt man aber nicht nur bei den Fahrerinnen, sondern auch bei den Veranstaltern und Fans.“
Denn am Ostersonntag wartet mit der Flandern-Rundfahrt das große Jahreshighlight im belgischen Radsport. Aber nicht nur die Daumen für die Lokalmatadoren wie Wout van Aert (Jumbo – Visma) oder Greg van Avermaet (AG2R – Citroen) werden gedrückt. Die Flagge des Flämischen Löwen steht nicht nur für die heimischen Stars, sondern auch für die große Begeisterung der Fans am Straßenrand. 2021 sind sie aber ein fehlender Faktor, denn aufgrund der Covid-Pandemie müssen diese die bekannten Hellinge wie Kemmelberg, die Mauer von Geraardsbergen oder den Alten Kwaremont meiden.
Trotzdem lebt der Radsport und dessen Begeisterung weiter groß im kleinen europäischen Land. „In Flandern kennen die Leute die Rennen und wissen, wenn eines ansteht. Leider sind wir heuer etwas abgesondert bei den Rennen, aber aufgrund der aktuellen Lage ist das einfach besser“, weiß Rijkes. Die Niederösterreicherin arbeitet wie die beiden Tirolerinnen als Helferin für ihre stärkeren Teamkolleginnen. Mittlerweile hat die mit niederländischen Wurzeln ausgestattete Athletin ihre Zelte im Frühjahr in Belgien aufgeschlagen.
„Ich wohne nur unweit von den Rennen weg. Trotzdem ist es immer wieder wichtig die Streckenteile zu besichtigen. Zum einen um ein Gefühl für das Pflaster zu bekommen oder zu sehen, von wo normalerweise der Wind bläst“, erzählte sie über die Recons, die Streckenbesichtigungen, die die Fahrerinnen immer wieder vor den Rennen machen.
„Die Recons sind extrem wichtig, da die Rennen alle sehr hektisch sind und anstrengend und so kennt man vorher die Schlüsselpassagen, wo man in einer guten Position drüberfahren muss. Speziell die Einteilung der Kräfte und wo man sie investieren muss sind das Rezept für ein gutes Ergebnis“, weiß auch Christina Schweinberger. Innerhalb von drei Wochen stehen viele Eintagesrennen am Programm, jedes davon kann die Klassikersaison beeinflussen, egal ob durch einen Sturz und einer daraus resultierenden Verletzung bis hin zu einem, welches die eigene Stärke weiter aufbaut: „Jedes Rennen ist extrem wichtig, um die nötige Härte aufzubauen. Wir hoffen, dass wir die Form bis zum Ende der Klassiker halten können.“
Denn zum Ende wartet am 11. April ein richtiges Highlight. Denn die 119. Ausgabe des Rennens soll zugleich die erste sein, bei der es ein eigenes Frauenrennen gibt. Doch diese wackelt erneut, die Veranstalter überdenken aufgrund der vielen Coronafälle im Departement Nord auf eine Verschiebung in den Oktober. „Es wäre das Highlight schlechthin für uns und es wäre nur zu schön, wenn die Erstaustragung für die Frauen endlich stattfindet und wir nicht noch länger warten müssen. Aber auch Gent-Wevelgem, die Ronde oder der Scheldeprijs, welcher heuer auch erstmals für Frauen stattfindet sind große Rennen für uns“, erzählte Kathrin Schweinberger. Die 24-Jährige präsentiert in Flandern ihr im Vorjahr im Burgenland erobertes Meistertrikot.
„Die Form passt, in den Rennen wills noch nicht ganz klappen. Zuletzt waren es Stürze, die uns aus dem Feld geworfen haben, bevor es richtig losging und deshalb hat es für ein gutes Finale bislang noch nicht gereicht“, blickte sie auf ihre ersten Einsätze zurück. Die drei Österreicherinnen, die sich seit mehreren Wochen in Flandern befinden, spannen auch schonmal zusammen in den Trainings. „Wir trainieren viel hier, auch schonmal gemeinsam mit Sarah. Wir verstehen uns gut und gemeinsam macht es auch nochmal mehr Spaß“, so Kathrin.
Der Spaß hat aber dann, vor allem wenn die Rennen beginnen, dann seine Grenzen erreicht: „Die Frauenrennen haben sich sehr verändert in den letzten Jahren. Es gibt kein „Bummeln“ mehr und von Anfang an wird hart gefahren. Wenn du da nicht richtig draufdrückst, dann kannst gleich die Sachen wieder packen.“
Fotos. Mario Stiehl
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