RoadToRoubaix: Ein schwerer Saisonauftakt mit vier Österreicherinnen am Samstag in Belgien
Seit 1896 wird in Nordfrankreich über die Kopfsteinpflasterpassagen bei Paris-Roubaix gefahren. 2020, also 124 Jahre nach der Erstaustragung wäre die Königin der Klassiker erweitert worden, denn zum ersten Mal in der Geschichte des prestigeträchtigen Rennens haben die Organisatoren ein eigenes Frauenrennen ins Leben gerufen. Nachdem die Austragung 2020 aber Corona zum Opfer fiel, feiern die besten Radfahrerinnen der Welt in 45 Tagen ihr Debüt.
Mit den beiden Tiroler Zwillingsschwestern Christina und Kathrin Schweinberger (beide Doltcini – Van Eyck Sport) sowie der Niederösterreicherin Sarah Rijkes (Ceratizit-WNT Pro Cycling) dürfen sich drei heimische Fahrerinnen berechtigte Hoffnungen machen, bei der historischen Premiere mit dabei zu sein. Der Weg nach Roubaix führt auch bei den Frauen über die Belgischen Frühjahresrennen und so wartet am kommenden Wochenende der erste Renneinsatz beim Omloop Het Nieuwsblad.
Dort steht das Trio sowie die Oberösterreicherin Anna Badegruber (Multum Accountants LSK Ladies Cycling Team) im Starterfeld. 124,4 Kilometer warten auf die vier Österreicherinnen sowie das insgesamt 144 Teilnehmerinnen umfassende Starterfeld. Von Gent, der zweitgrößten Stadt Belgiens, aus geht es über fünf Pflasterabschnitte sowie zehn Hellinge nach Ninove. „So wie wir in Österreich die wichtigsten Wintersporttermine im Kopf haben, so ist das in Belgien bei den Klassikern. Jeder weiß dort, dass am Samstag mit dem Omloop die Saison eröffnet wird“, schildert Rijkes. Die in Waidhofen/Ybbs mit niederländischen Wurzeln aufgewachsene Sportlerin steht am Samstag zum fünften Mal in ihrer Karriere beim Opening-Wochenende am Start.
„Ich liebe diese Rennen, auch wenn sie durch das fehlende Publikum doch etwas an Flair einbüßen werden. Es ist ein Klassiker und damit bleibt es was Besonderes und Aufregendes“, so die Niederösterreicherin, die in ihr drittes Jahr bei ihrem deutschen Team geht und als Helferin für ihre Kapitäninnen fungiert: „Wir sind stark und breit aufgestellt und hoffen auf Topplatzierungen. Wenn wir so stark wie im Herbst fahren, dann ist das auch möglich.“
Gemeinsam mit ihrem Freund, ein Belgier übrigens, hat Rijkes den Winter über ganz in der Nähe der berühmten Klassikerstrecken verbracht. Ebenfalls im Herzen der flämischen Hellinge haben Christina und Kathrin Schweinberger ihr Teamquartier nun bezogen. In Oudenaarde ist seit mehreren Jahren das Ziel der Flandern-Rundfahrt. Von dort aus nehmen die beiden Zwillingsschwestern die nun anstehenden Klassiker in Angriff.
Für eine besondere Vorfreude sorgte diese Woche die Bestätigung der Wildcard des Paris-Roubaix-Veranstalters an ihre Mannschaft. Somit kann Kathrin die Premiere des Rennens im Trikot der Österreichischen Meisterin bestreiten. „Wir freuen uns jetzt schon richtig, dass es los geht. Der Omloop ist eines der schwersten Rennen des gesamten Jahres und immer extrem hektisch, heuer speziell, da es für die meisten Fahrerinnen der Saisonauftakt ist“, weiß die 24-Jährige.
Im Training konnten sie schon einige Abschnitte der anstehenden Rennen inspizieren. „Das macht zum einen sehr viel Spaß und zum anderen spürt man auch beim Befahren der Anstiege, dass bald die Post abgeht“, so Kathrin. Fast untrennbar an ihrer Seite ist ihre Schwester Christian. 2018 gingen die Zwillingsschwestern nach Belgien, fuhren seitdem immer gemeinsam in ihren Mannschaften. Nun absolvieren sie auch den Saisonauftakt miteinander.
„Wir freuen uns auf die Rennen, auch wenn es extrem hart wird. Zum Glück fühlen wir uns auf Kopfsteinpflaster sehr wohl, das anstrengendste sind die Positionskämpfe vor den Schlüsselstellen. Und da gibt es genug“, erzählte Christina, die ihr Glück vielleicht in einer frühen Fluchtgruppe suchen will. „Das ist auch eine gute Möglichkeit um die Form zu testen, denn ohne Rennen in den Beinen weiß eigentlich keine so genau, wo sie steht“, fügte ihre Schwester Kathrin an.
Auch für die vierte heimische Fahrerin, Anna Badegruber aus Mondsee, ist es der Auftakt in die neue Saison. Im vergangenen Jahr kämpfte sie mit einigen Verletzungssorgen, deshalb ist sie umso glücklicher, nun wieder im Starterfeld zu stehen. Auch sie fährt wie die Schweinberger-Schwestern für ein belgisches Team. „Der Nervosität ist groß, vor allem für mich persönlich nach dem schwierigen Jahr 2020. Ich freue mich, endlich loslegen zu können und aus der Vorbereitung nun endlich wieder in den Rennmodus umzuschalten“, erklärte die 24-Jährige.
Bis zur Premiere von Paris-Roubaix, das auch bei den Frauen der Abschluss der Frühjahressaison ist, wird es kaum die Möglichkeit geben, aus Belgien kurz nach Hause zu reisen. „Wir wissen ja nicht, welche Rennen stattfinden werden und zudem ist das Reisen zurzeit sehr beschwerlich und mit mehr Aufwand und Risiko verbunden. Zum Glück haben wir hier ein gutes Trainingsumfeld und ein gutes Rennangebot“, so Christina Schweinberger.
„Paris-Roubaix ist eines unserer großen Saisonziele. Es ist ein legendäres Radrennen und doch komplett neu für das Frauenfeld. Und eigentlich kann dort immer alles passieren, weil es auch so extrem hart ist“, freut sich die junge Tirolerin auf die anstehende Premiere im April. „Ich habe den Kurs noch nicht gesehen oder bin ihn selbst schon einmal gefahren. Vor zwei Jahren habe ich das Rennen der Männer vor Ort mir angesehen und die Pflasterabschnitte wirken dort noch härter, als ich es aus Belgien kenne“, hat auch Rijkes großen Respekt vor dem noch unbekannten Terrain für den Frauenradsport.
Fotos: Reinhard Eisenbauer / Kathrin Schweinberger privat
[widgetkit id="18" name="Home SubSubSwitcher Straße News"]