Roman Kreuziger gewinnt Premiere des PRO Ötztaler 5500, Zoidl 5.
Das Radsportwochenende in Sölden wurde gestern mit dem 1. PRO Ötztaler 5500 kräftig eingeläutet. Auf der Originalstrecke des Ötztaler Radmarathons, der am kommenden Sonntag zum 37. Mal über die Bühne gehen wird, zeigten internationale Top-Profis Radsport vom Feinsten. Nach vier hohen Pässen mit 5.500 Höhenmetern und einer Gesamtdistanz von 217,4 Kilometern holte sich Top-Favorit Roman Kreuziger den ersten Sieg beim kommenden Klassiker in den Alpen!
Die Premiere des PRO Ötztaler 5500 wurde seinem Leitspruch mehr als gerecht. Das schwerste Eintagesrennen im UCI-Kalender mit insgesamt 99 Kilometern bergauf forderte von den 154 Profis aus 23 internationalen Mannschaften alles ab. Vor einer tollen Zuschauerkulisse in Sölden im Ötztal, dem mit 67 Kilometern längsten Tal Tirols mit insgesamt 250 Berggipfeln über 3.000 Meter, ging es neutralisiert Richtung Huben, wo der offizielle Start bei traumhaftem Wetter erfolgte. Nach zahlreichen Attacken setzte sich noch vor dem Kühtai, dem ersten von insgesamt vier Pässen, eine achtköpfige Spitzengruppe ab. Mit dabei war auch der Österreicher Daniel Lehner vom Team Felbermayr Simplon Wels, der neben dem Kühtai auch die Bergwertung am Brenner Pass gewann. Der ehemalige Träger des Bergtrikots bei der Österreich Rundfahrt war damit in der ersten Rennhälfte der Topverdiener mit 3.397 Euro.
Tour de France-Etappensieger siegt am Jaufenpass
Nach dem Brenner auf Südtiroler Boden wurde das Tempo im Hauptfeld erhöht, wodurch immer mehr Fahrer den Anschluss verloren. Beim Aufstieg zum 14,9 Kilometer langen Jaufenpass zersplitterte die Spitzengruppe und zwei Profis, Michele Gazzara (Sangemini) und Ruben Plaza (Orica-Scott), setzten sich an die Spitze. Hinter den Verfolgern reduzierte sich das Hauptfeld mit den Stars Roman Kreuziger, Simon Spilak, Jan Hirt und den Österreichern Riccardo Zoidl, Felix Großschartner, Hermann Pernsteiner, Alban Lakata und Daniel Geismayr auf nur mehr rund 30 Fahrer. Leider erwischte es vor dem Gipfel Bora-hansgrohe-Profi Gregor Mühlberger. Der amtierende Staatsmeister musste nach einer Erkältung in den vergangenen Tagen mit starken Kopfschmerzen aufgeben. Die Bergwertung am Jaufenpass und damit die 2.090 Euro Prämie sicherte sich im Alleingang der spanische Bergspezialist Plaza. Er gewann in seiner Karriere bereits zwei Vuelta-Etappen und vor zwei Jahren auch eine bei der Tour de France!
Radsportkrimi am Timmelsjoch
Bei der Anfahrt zum 28,9 Kilometer langen Timmelsjoch schafften der 26-jährige Gazzara und der Schweizer Roland Thalmann (Team Roth) wieder den Anschluss an Plaza. Doch aus dem Trio wurde hinauf zum Timmelsjoch bald ein Spitzenfahrer, denn Gazzara und Plaza verloren den Anschluss. Im Verfolgerfeld mit allen Favoriten begann das Rennen jetzt so richtig. Nachdem Thalmann 43 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde, setzte sich Ö-Tour-Sieger Riccardo Zoidl in Szene und attackierte mit Orica-Scott-Profi Damien Howson 13 Kilometer vor der Bergwertung. Nur ein paar Fahrer, darunter Spilak, Hirt, Kreuziger und Geisamyr, konnten zum Duo aufschließen. Die Spitze bestand somit nur noch aus neun Fahrern! Dahinter kämpften einige Profis, wie Hermann Pernsteiner, um den Anschluss. Auf den letzten sechs Kilometern, die Anstrengungen standen den Profis schon ins Gesicht geschrieben, am Timmelsjoch kam es zu vielen Attacken. Vier Fahrer fuhren der letzten Bergwertung entgegen: Kreuziger, Spilak, Giro-Etappensieger Giulio Ciccone und Power. Dahinter kämpften Hirt und Zoidl um den Anschluss. Der Tour de France-Gesamtfünfte Roman Kreuziger erhöhte nochmals das Tempo und setzte sich mit Tour de Suisse-Sieger Simon Spilak an die Spitze.
Duell der Tour de Suisse-Gesamtsieger Kreuziger und Spilak
Die beiden Top-Stars des PRO Ötztaler 5500 Kreuziger (Orica-Scott) und Spilak (Katusha Alpecin) setzten sich rasch von ihren Verfolgern ab. Kurze Zeit später bekam auch Spilak Probleme und der 31-jährige Tscheche Kreuziger fuhr solo dem Ziel entgegen. Noch gestern bei der Pressekonferenz meinte Kreuziger, dass er gestern zum ersten Mal das Streckenprofil gesehen hatte. „Die kurze Anreise von Tschechien hierher war demnach das einzig Positive“, lächelte der Gewinner der Tour de Romandie. Mit einer starken Performance sicherte sich der Gewinner von San Sebastian und Amstel Gold Race die mit 2.509 Euro dotierte Bergprämie am Timmelsjoch und bestritt die Fahrt hinunter nach Sölden mit 20 Sekunden Vorsprung auf Spilak.
Kreuziger demontiert bisherige Ötztaler-Rekordmarke
Der Routinier Roman Kreuziger, der vor tausenden Zuschauern sowie von Frau und Tochter in Sölden empfangen wurde, brachte seinen Vorsprung ins Ziel und siegte bei der Premiere des PRO Ötztaler 5500. Mit einer Fahrzeit von 6:37,34 Stunden unterbot er die bisherige Bestmarke des Schweizers Hugo Jenni aus dem Jahr 2001 um 13 Minuten. Dafür bekam er eine zusätzliche Prämie von 3.900 Euro. „Das war ein sehr harter Tag und bin überglücklich, dass ich die Premiere dieses Rennens gewinnen konnte. Und es war auch mein erster Sieg für mein Orica-Scott-Team“, strahlte Kreuziger im Ziel. Der Tscheche meinte weiter, „dieses Rennen hat absolut das Potential zu einem richtig großen Klassiker!“
Hinter Kreuziger landete der diesjährige Tour de Suisse-Sieger Simon Spilak an der zweiten Stelle, Dritter wurde der Italiener Giulio Ciccone. Als bester Österreicher belegte Wels-Profi Riccardo Zoidl hinter Robert Power den fünften Platz. „Ich war so kaputt. Das war das schwerste Rennen in meiner Karriere“, sagte der Oberösterreicher.