Thomas Rohreggers Ö-Tour-Analyse
Nur noch drei Tage bis zum Start der 67. Österreich Rundfahrt. Die 20 Teams haben ihre letzten Nennungs-Updates durchgeführt und das Starterfeld der 160 Radprofis aus 27 Nationen nimmt Konturen an. Einige prominente Fahrer wurden noch aufgestellt, wie Tour de France-Etappensieger Linus Gerdemann und Top-Rundfahrer Robert Kiserlovski. Thomas Rohregger, der Tour-Sieger von 2008 und heuer wieder als Co-Kommentator für den ORF im Einsatz, beleuchtet die Favoriten im Kampf um den Gesamtsieg und vergibt seine Sterne.
„Zuerst möchte ich dem neuen Tourdirektor Wolfgang Weiss gratulieren, dass er so eine Strecke hinbekommen hat. Mit 1.450,2 Kilometern und 16.776 Höhenmetern kann diese Rundfahrt nur ein bergfester Fahrer gewinnen. Es wird bei angesagter Bruthitze eine Hammerrundfahrt werden, die den Fahrern alles abverlangt. Für die jungen Österreicher ist es wichtig, möglichst ökonomisch und kräftesparend zu fahren“, eröffnet der 32-jährige Tiroler Thomas Rohregger. Der Kramsacher, der kurz vor dem Abschluss seiner Studien Jus und BWL steht, nominiert als Top-Insider seine Favoriten:
5 Sterne: Stefan Denifl, AUT, IAM Cycling
Wir haben heuer sehr viele starke Österreicher bei der Tour, aber Stefan Denifl ist mein absoluter Einserkandidat für den Gesamtsieg. Er hatte im letzten Jahr viel Pech mit seiner Verletzung und hat große Moral bewiesen und gezeigt, dass er einen starken Kopf hat. Es war gewaltig, wie er bei der Tour de Suisse gefahren ist. Sein großer Vorteil: Er kennt alle Berge, die Strecke. Und natürlich hat er mittlerweile auch viel Erfahrung gesammelt: Er wird vor allem auf den langen Etappen keine unnötige Kraft verschwenden. Das ist besonders wichtig, da auch große Hitze angesagt ist. Zudem hat er ein starkes Team an seiner Seite. Ein starker Bergfahrer ist Dries Devenyns, der bei der Ö-Tour 2013 Gesamtfünfter wurde, stark in den Bergen ist auch Lawrence Warbasse. Und ein letzter großer Vorteil, der für Stefan spricht: Er ist nach seinem Comeback vor wenigen Wochen in Top-Form und hat nur wenige Rennkilometer in den Beinen. Ich finde, das könnte sich als großes Plus erweisen, denn viele Profis sind nach einer langen Saison schon müde. Ganz Österreich steht hinter ihm und er muss seine Motivation und den Spirit auf die Straße bringen!
4 Sterne: Daniel Moreno, ESP, Team Katusha
Der Spanier Dani Moreno ist sicherlich der prominenteste Name im Peloton. Der Edelhelfer von Joaquím Rodríguez hat das Fleche Wallone gewonnen, holte sich Etappensiege bei der Vuelta, gewann die Burgos-Rundfahrt und hat sich zuletzt bei der Tour de Suisse stark präsentiert. Er ist ein absolutes Leichtgewicht und er liebt Berge wie das Kitzbüheler Horn.
4 Sterne: Pierre-Roger Latour, FRA, AG2R La Mondiale
Aufpassen auf diesen Fahrer: Der erst 21-jährige Pierre-Roger wurde zuletzt Gesamtdritter der Route du Sud - er wurde nur von den Assen Alberto Contador und Nairo Quintana besiegt! Wenn du da Dritter wirst, heißt das schon eine ganze Menge!
4 Sterne: Chris Anker Sörensen, DEN, Tinkoff-Saxo
Chris hat mich 2008 bei meinem Toursieg am Kitzbüheler Horn geschlagen. Seit der Dauphine Libere in diesem Jahr hat er stark aufstrebende Form, am Sonntag wurde er auch dänischer Meister.
4 Sterne: Ben Hermans, BEL; BMC Racing Team
Ben ist ein starker Rundfahrer. Bei der Tour de Suisse zuletzt wurde er 17. Heuer hat er den Pfeil von Brabant gewonnen.
4 Sterne: Jure Golcer, SLO, Team Felbermayr Simplon Wels
Jure ist ein alter Bekannter, der 2007 bei der Österreich Rundfahrt hinter mir Gesamtdritter wurde. Zuletzt holte er einen dritten Gesamtplatz bei der Slowenien-Rundfahrt. Er hat viel Routine und ist jederzeit für ein Top-Ergebnis gut!
3 Sterne:
Den erst 24-jährigen Jan Hirt von CCC hab ich auch ganz oben auf meiner Liste. Es war unglaublich, wie er bei der TDS am Rettenbachferner gefahren ist und Siebenter wurde! Natürlich darf auch der Deutsche Linus Gerdemann von Cult Cult Energy Pro Cycling nicht fehlen. Neben einem Tour de France Etappensieg gewann er heuer auch wieder die Luxemburg-Rundfahrt. Ein super starker Bergfahrer ist auch der Holländer Tom Jelte Slagter. Ebenso auf meiner Favoritenliste habe ich den Franzosen Amael Moinard (BMC Racing Team), der heuer beim Giro d’Italia Gesamt-15. wurde. Bei der Tour de France 2008 wurde er 14. Die Frage ist, wie er den Giro heuer verkraftet hat. Und drei Sterne gebe ich noch dem Franzosen Hubert Dupont von AG2R La Mondiale und natürlich dem Glocknerkönig des Vorjahres Gregor Mühlberger (Team Felbermayr Simplon Wels). Die Frage ist, wie er mit seinen 21 Jahren die langen Etappen verkraftet. In Anbetracht dessen, dass er heuer schon ein straffes Rennprogramm absolviert hat und zahlreiche Erfolge für sich verbuchen hat können.
2 Sterne:
Ein klingender Name ist auch Sylwester Szmyd (CCC Sprandi Polkowice), der einige Top-Drei-Ergebnisse bei schweren Rundfahrten, wie dem Giro del Trentino oder der Vuelta a Castilla y Leon, geholt hat. Ebenso wie Felbermayr-Legionär Matija Kvasina, heuer Elfter bei der Slowenien-Rundfahrt. Natürlich darf auch Marc de Maar, heuer hinter Gerdemann Zweiter bei der Luxemburg-Rundfahrt, nicht fehlen, ebenso wie der starke Vorarlberg-Profi Victor de la Parte. der Spanier wurde zuletzt Dritter bei der Int. OÖ-Rundfahrt. Neben Julien Loubet vom Team Marseille, heuer Zehnter bei der Route du Sud, ist natürlich der starke Robert Kiserlovski von Tinkoff-Saxo ein Ass. Er hatte allerdings eine längere Verletzungspause, wurde aber am Sonntag kroatischer Meister.
Das stärkste Team:
Für mich hat Saxo-Tinkoff die beste Mannschaft mit den kompaktesten Fahrern: Jesus Hernandez, der eigentliche Zimmerkollege von Alberto Contador, ist mit 60 Kilogramm eine Bergziege. Pawel Poljanski ist eine starke Dauphine Libere gefahren. Und mit Evgeny Petrov kommt der Ö-Tour-Etappensieger vom Dobratsch im letzten Jahr wieder.