Vorschau auf die Nationalen Straßenmeisterschaften im Burgenland
Am kommenden Wochenende finden im Burgenland, genauer gesagt in Mattersburg und Lutzmannsburg, die Österreichischen Meisterschaften im Straßenradsport statt. Während die Zeitfahren der Austrian Time Trial Series den Sport nach der Corona-Pause schon wieder belebt haben, wird das Straßenrennen am Sonntag das erste Rennen in dieser Form seit dem Lockdown sein.
"Auf Grund der geltenden Sicherheitsmaßnahmen und der Hygienemaßnahmen wurden die Auflagen für die Streckensicherung erweitert. So werden alleine auf dem Zeitfahrparcours 110 Streckenposten stehen. Des Weiteren wird der Start- und Zielbereich zuschauerfrei gehalten", erklärt Edmund Berlakovich, der als Präsident des Burgenländischen Radsportverband für die Rennorganisation der Meisterschaften verantwortlich ist.
Zum sechsten Mal in den letzten 15 Jahren findet der Kampf um die begehrten rot-weiß-rot gestreiften Meistertrikots im Burgenland statt. Nach Podersdorf (2007), Oberwart (2009 & 2010), Eisenstadt (2011) sowie Güssing (2015) warten nun Lutzmannsburg und Mattersburg. "Seit 20 Jahren organisieren wir Radsport am höchsten Niveau und wir kennen die verschiedenen Schwerpunkte, die es 2020 speziell zu beachten gilt. Die Voraussetzung für unsere Arbeit war immer ein kompaktes Team, sowie die Unterstützung verschiedener Institutionen wie das Land Burgenland, der Gemeinden sowie Polizei und Feuerwehr", sieht sich Berlakovich für das erste Straßenrennen nach Corona gut gerüstet.
Sportlich beginnt das Meisterschaftswochenende am Samstag mit dem Zeitfahren in Lutzmannsburg auf einem 28,5 Kilometer langen Parcours. Um 11:00 Uhr starten die Frauen in den Kampf gegen die Uhr, eine Stunde später geht der erste Mann über die Startbühne. In der Favoritenrolle sind die beiden Titelverteidiger Matthias Brändle (Vorarlberg/Israel StartUp Nation) und Anna Kiesenhofer (Niederösterreich/Cookina Graz).
Fünfmal hat der 30-jährige ehemalige Stundenweltrekordler die Nationalen Meisterschaften im Einzelzeitfahren schon für sich entschieden, das erste Mal vor elf Jahren übrigens auch im Burgenland. Nach einer langen Pause hofft der Hohenemser auf seinen ersten Saisonerfolg. Diesen streitig machen könnte ihm Patrick Gamper. Der 23-Jährige ist in seinem ersten Profijahr bei Bora – hansgrohe und zeigte sich beim zweiten Stopp der Austrian Time Trial Series am Salzburgring stark und gewann dort. Im letzten Jahr trainierte er viel am Zeitfahrer gemeinsam mit Brändle, die beiden groß gewachsenen Athleten sind sich sehr ähnlich und der eher flache Kurs im Burgenland kommt beiden gut entgegen.
Nach dem Zeitfahren geht es für Kiesenhofer zur EM nach Plouay
Bei den Frauen ist Anna Kiesenhofer die große Gejagte. Die Niederösterreicherin wurde im letzten Jahr EM-Fünfte und gehört im Zeitfahren zur absoluten Weltelite. Für ihre Kontrahentinnen wird es äußerst schwierig werden, die 29-Jährige am Gewinn ihres zweiten Titels in der Spezialdisziplin zu hindern. Auf die Frauen wartet aber auch ein zweites Rennen am Samstag. Nämlich jenes um einen möglichen WM-Startplatz in der Mixed-Staffel, die der Verband 2020 besetzen will. Drei Athletinnen dafür werden in der heimischen Austrian Time Trial Series gescoutet. Nach den ersten drei Stopps liegen Angelika Tazreiter (Niederösterreich/Cookina Graz), Gabriela Erharter (Tirol/La Musette Radunion) und Alina Reichert (Niederösterreich/Union RRT Pielachtal) auf jenen Plätzen.
Das Trio muss sich bei den Nationalen Meisterschaften gegen die heimischen Profifahrerinnen und Spezialistinnen nun bewähren. Denn wer den Sprung in den Kader schaffen will, muss eine der drei Fahrerinnen deutlich auf der Strecke bezwingen. Eine Sekunde pro Kilometer muss dem Trio abgenommen werden um sie noch aus dem Kader zu verdrängen.
Sehr offen ist auch die Ausgangslage im Straßenrennen der Männer am Sonntag. Auch hier heißt das Duell Auslandsprofis gegen die stärksten heimischen Teams. Da Titelverteidiger Patrick Konrad und die Bora-Mannschaft nicht am Start stehen werden, verschieben sich die Favoritenrollen auf die Ein-Mann-Teams der Auslandsprofis wie Michael Gogl (Oberösterreich/NTT Pro Cycling), Sebastian Schönberger (Oberösterreich/B&B Hotels-Vital Concept p/b KTM) oder Felix Gall (Sunweb) sowie die kollektive Stärke der heimischen Kontinentalmannschaften. Sechsmal müssen die Profis über den 31,9 Kilometer langen und mit 212 Höhenmeter gespickten Kurs fahren.
Auch bei den Frauen wird die Titelverteidigerin nicht am Start stehen. Denn für Kiesenhofer geht es direkt nach dem Zeitfahren nach Plouay, wo sie für das EM-Zeitfahren am Montag nominiert ist. Die Frauen fahren am selben Kurs wie die Männer, allerdings umrunden sie diesen insgesamt vier Mal. Zu favorisieren in einem möglichen Sprint einer größeren Gruppe könnte Kathrin Schweinberger (Tirol/Doltcini-Van Eyck) sein. Die Tirolerin hat mit ihrer Zwillingsschwester Christina eine starke Helferin zur Seite und kommt mit frischen Kräften aus dem Teamtrainingslager im Zillertal. Mit Sarah Rijkes (Niederösterreich/Ceratizit-WNT Pro Cycling) und Christina Perchtold (Kärnten/La Musette Radunion) stehen auch zwei frühere Staatsmeisterinnen im Starterfeld.
Die Frauen werden nach ihren 127,6 Kilometer um zirka 13:00 Uhr am Sonntag im Ziel erwartet, die Männer erreichen nach 191,4 Kilometer um zirka 17:00 Uhr das Ziel in Mattersburg. "Da der Start- und Zielbereich Zuschauerfrei gehalten wird, haben wir einen Live-Ticker für das Einzelzeitfahren und das Straßenrennen organisiert. Somit wollen wir den Zusehern das Rennen nach Hause bringen", erklärte ÖRV-Projektmanager Christoph Hugl. In den Eliterennen am Samstag und Sonntag werden auch die Titel in der Kategorie U23 vergeben.
Die vorläufige Startliste für das Einzelzeitfahren finden Sie hier, jene für das Straßenrennen hier.