Eine EM-Medaille ist im Velodrom nicht ausgeschlossen
Die knapp drei Wochen der Rad-EM im portugiesischen Anadia starten in die letzte Woche. Von der Hitze geht es hinein in das Velodrom für die Bahnradbewerbe, die von Donnerstag bis Dienstag ausgetragen werden. Im Velodrom von Sangalhos werden insgesamt sechs österreichische Athleten mit dabei sein. Raphael Kokas, Leila Gschwentner und Valentin Götzinger sind auch bei den Straßenrennen bereits mit dabei gewesen. Wir haben sie getroffen, um ein bisschen was zur Faszination Bahn und den Zielen für die EM herauszufinden.
Die Wege der drei österreichischen Talente auf die Bahn haben sich doch sehr unterschiedlich gestaltet. Götzinger wie Kokas begannen früh mit dem Radsport und haben dann im Laufe der Zeit die Liebe zur Bahn entdeckt. „Meine Eltern haben Radsport betrieben und so habe auch ich bereits bei der U5 begonnen Rennen zu fahren. Zur Bahn bin ich dann über den LRV Steiermark gekommen. Wir haben dann einmal pro Woche in Wien trainiert und sind auch bei den Meisterschaften mitgefahren“, erzählte Götzinger. Gschwentner wechselte nach einer Verletzung von der Piste in den Radsport. „Ich habe bis 2020 Schi Alpin betrieben. Nach einer Verletzung bin ich in der Reha viel am Rad gesessen. Das hat mir dann richtig viel Freude bereitet, dass ich mich entschlossen habe in den Radsport zu wechseln“, erklärte die 18-jährige Tirolerin.
Die Faszination des Bahnradsportes ist für die drei sehr vielseitig, wie auch die Bewerbe, die auf dem Programm stehen. Der Junior Kokas tritt sowohl im Punkterennen und im Ausscheidungsrennen, sowie im Omnium an. „An der Bahn finde ich das Tempo faszinierend und auch den Aspekt der Taktik. Es gewinnt nicht unbedingt immer der schnellste Fahrer, sondern der Athlet mit der besten Taktik“, schilderte der 17-jährige Wiener. Chancen auf einen Spitzenplatz rechnet er sich sowohl im Ausscheidungsrennen als auch im Punkterennen aus. „Das Ziel wäre meine Leistung aus dem Vorjahr zu verbessern. Da konnte ich den vierten Rang im Ausscheidungsrennen erreichen“, verriet Kokas.
Für alle die jetzt nicht auf Anhieb wissen was die Unterschiede der Bahnbewerbe sind eine kurze Erklärung. Beim Ausscheidungsrennen wird alle zwei Runden der letzte Fahrer eliminiert, bis der Sieger übrigbleibt. Beim Punkterennen gewinnt derjenige mit der höchsten Punkteanzahl. Punkte sammelt man durch Überrunden, Zwischensprints oder im Zielsprint.
Gschwentner tritt zusätzlich noch im Scratch an. In dieser Disziplin wird eine größere Anzahl an Runden absolviert. Sie hat kein klares Ergebnisziel, will aber beim ersten Mal in der U23 Kategorie gute Leistungen zeigen. „Es ist doch neu für mich in der U23. Mir sind die Platzierungen nicht so wichtig, sondern ich möchte auf meine eigenen Leistungen schauen“, erklärte die Tirolerin. Der große Unterschied zwischen Bahn und Straße ist für sie der Überblick über die Gegnerinnen. „Auf der Bahn sieht man eine attackierende Fahrerin immer sehr gut. Wenn auf der Straße jemand wegzieht, hat man nicht so einen guten Überblick, meinte Gschwentner.
Götzinger tritt im Madison, einem Teambewerb aus zwei Personen mit seinem Kollegen Stefan Kovar an und fährt auch den Omniumbewerb. Omnium vereint vier Wettkämpfe, die an einem Tag absolviert werden und am Ende zusammengerechnet den Sieger ergeben. Dazu gehört Scratch, Ausscheidungsrennen, Punkterennen und Temporennen. Das Temporennen ist ähnlich zum Punkterennen und vergibt pro abgeschlossene Runden einen Punkt für den Führenden. Der 21-jährige Steirer nimmt sich folgendes für die EM vor: „Ich möchte fokussiert bleiben und aus jeder Situation das beste rausholen. 2020 wurde ich im Omnium sechster. Das wäre ein richtiger Erfolg, wenn ich das toppen könnte. Ein Vorbild des Grazers, der dies in Perfektion erreicht hat, ist Mark Cavendish. „Er hat es einfach geschafft Straße und Bahn zu verbinden und bei beidem erfolgreich zu sein. Das kann man sich von ihm mit Sicherheit abschauen, erzählte Götzinger.