Vorschau auf die 110. Bahnweltmeisterschaften in Berlin
Die 110. UCI-Bahn-Weltmeisterschaften beginnen am Mittwoch im Berliner Velodrom. Zum sechsten Mal ist die deutsche Hauptstadt Austragungsort, zuletzt war dies 1999 der Fall. Fast 400 Athleten aus 46 Nationen haben sich für den Kampf um das begehrte Regenbogentrikot und die WM-Medaillen qualifiziert und auch ein rot-weiß-rotes Quintett greift in das Geschehen mit ein.
Angeführt wird das österreichische Team von einem echten Berliner. Vor über zehn Jahren wechselte Andreas Müller die Nation und für den mittlerweile 40-Jährigen wird es ein echtes Heimspiel. Knapp einen Kilometer von Radstadion entfernt lebt der zweifache Medaillengewinner. „Es ist meine erste WM in Berlin. Ich kann mich noch erinnern als das Radstadion gebaut wurde. Damals ging ich nicht weit entfernt davon zur Schule und wir Nachwuchssportler bekamen für die Eröffnung sogar schulfrei“, erinnerte sich Müller. Jeweils im Scratch feierte er schon 2009 die Bronzemedaille, 2013 sogar den Vizeweltmeistertitel. Der Lokalmatador wird aber erst am Finaltag im Einsatz sein.
Denn gemeinsam mit dem 34-jährigen Niederösterreicher Andreas Graf kämpft er noch um die Olympiaqualifikation im Madison, dem Zweiermannschaftszeitfahren. 200 Runden oder umgerechnet 50 Kilometer gilt es dabei zu absolvieren, mit einem Schnitt von mehr als 60 km/h. In dieser Disziplin wechseln sich die Fahrer jeweils ab, immer einer drückt aufs Tempo während der andere sich versucht zu erholen und das Renngeschehen zu beobachten.
Darin haben Graf und Müller viel Erfahrung, fahren sie seit mehr als zehn Jahren gemeinsam und wurden 2014 sogar Europameister in dieser Disziplin. „Allerdings ist eine Medaille in Berlin nicht unser Fokus. Wir sind aktuell für die Olympischen Spiele qualifiziert und müssen unseren Punktevorsprung auf Nationen wie Hongkong, Portugal, Russland oder Weißrussland verteidigen. Das wird eine komplexe Rechenaufgabe im Rennen, und dass bei Puls 200“, erklärte Müller.
Denn derzeit liegt das rot-weiß-rote Duo auf einem Olympiafixplatz. Diesen müssen sie gegen ihre direkten Kontrahenten verteidigen. Landen die Österreicher vor Hongkong, Portugal, Russland oder Weißrussland im WM-Rennen, dann haben sie das Ticket für Tokio gelöst, das erste für die Bahnfahrer seit 2004. Darum wird sich für Graf/Müller ein Rennen innerhalb des WM-Rennens ergeben.
Die langjährige Partnerschaft mit Graf, der übrigens Österreichs letzte WM-Medaille vor vier Jahren im Punktefahren gewann, ist der größte Vorteil für das Duo: „Wir kennen die Körperbewegungen des anderen gut, wissen was der Partner vorhat, wenn sich was verändert. Wir haben beide denselben Fahrertypus, sind nicht die sprintstärksten, aber je länger und härter ein Madisonrennen wird, desto besser kommt es uns entgegen.“
Die Hoffnungen auf ein Olympiaticket für Verena Eberhardt hingegen sind ganz gering. Denn die 25-jährige Burgenländerin verpasste die Qualifikation für das WM-Rennen im Omnium, dem Mehrkampf, bei dem sie gerne in Tokio am Start gestanden wäre. Somit ist für sie Berlin der Saisonabschluss. Die Silbermedaillengewinnerin der European Games 2018 in Minsk wird im Punkterennen und im Scratch an den Start gehen. „Ich habe mich gut vorbereitet in den Vereinigten Staaten und bin hochmotiviert. Meine realistischen Erwartungen sind schon ein Ergebnis in den Top Ten“, blickte die Österreichs einzige Bahnnationalteamfahrerin voraus.
Im Punkterennen und im Scratch der Männer geht der Startvorzug an die Jugend, auch wenn Graf und Müller schon WM-Medaillen in diesen Disziplinen erobern konnten. Aber die Olympiaquali steht bei dem Duo über allem und so bekommen Stefan Matzner und Stefan Mastaller ihre Chance. „Wir entscheiden dann vor Ort, wer welches Rennen bestreitet“, erklärte Müller. Vor zwei Jahren gewann der Niederösterreicher Matzner im Punktefahren die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften. Im selben Jahr feierte der 26-Jährige sogar einen Weltcupsieg in Frankreich. Mit 24 Jahren ist der Wiener Mastaller der jüngste Teilnehmer. Auch er verfügt über Weltcuperfahrung.
Programm (Entscheidungen):
Mittwoch, 26-02-2020
Teamsprint Frauen
Teamsprint Männer
Scratch Frauen
Donnerstag, 27-02-2020
Mannschaftsverfolgung Frauen
Mannschaftsverfolgung Männer
Scratch Männer
Keirin Männer
Freitag, 28-02-2020
Omnium Frauen
1.000 Meter Männer
Einerverfolgung Männer
Sprint Frauen
Punktefahren Frauen
Samstag, 29-02-2020
Omnium Männer
500 Meter Frauen
Einerverfolgung Frauen
Madison Frauen
Sonntag, 01-03-2020
Punktefahren Frauen
Sprint Männer
Keirin Frauen
Madison Männer