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Kette rechts - 33. Int. Radjugendtour Oststeiermark 2018

Hoch her gegangen ist es gleich am ersten Tag der Jugendtour im Quartier der Österreicher im Gasthaus Fischer in Bad Waltersdorf. Prologsieger Tim Wafler und der zweitplatzierte Stefan Marbler sind nämlich Zimmerkollegen und somit gabs einigen Grund zu feiern – ganz alkoholfrei, wie die Burschen glaubhaft versicherten.

Die zahlenmäßig vielleicht größte Fangemeinde hatte ausgerechnet das irische Team zu verzeichnen, denn das hatte wahrlich nicht den kürzesten Anreiseweg zu verzeichnen. Die irischen Radrennfahrer waren zum ersten Mal überhaupt bei der Jugendtour mit dabei. Es war für Freunde und Eltern der jungen Rennfahrer eine Art Aktivurlaub, jeden Tag konnte man mehrmals die grosen orange-weiß-grünen Landesfahnen am Straßenrand erleben. Was hierzulande kaum jemand weiss: Im irischen Radsport gibt es (wie z.B. auch im Hockey, Rugby, Football) echte Gesamt-Insel-Auswahlen, die an den EU-Außengrenzen nicht halt machen. So waren in der Steiermark ein Nordire und fünf Rennfahrer der Republik Irland sportlich vereint unterwegs.

„Man muss schaun, was sich im Nachwuchs tut,“ unter dieser Devise hat der sportliche Leiter von Felbermayr Simplon Wels, Andreas Grossek, drei Tage bei der Jugendtour verbracht. Der Steirer, der in der Nähe von Graz daheim ist, hat sich auch ganz spontan als neutraler Mechaniker zur Verfügung gestellt, ehe er am Wochenende dann Richtung Kroatien aufgebrochen ist, zum Eliterennen Zagreb-Novo Mesto.

In perfektem steirischen Dialekt hat sich ein kroatischer Betreuer zu erkennen gegeben. Marko Barbir aus Sibenik ist kurzfristig als zweiter Helfer rekrutiert worden, er lebt in Graz und studiert Sport und Englisch, musste seine Radsport-Laufbahn noch als Unter 23-Fahrer nach einer Knieverletzung beenden. Er ist aber als Jugendlicher 2007 und 2008 noch selbst die Jugendtour gefahren und hat sich recht schnell in dem Metier zurecht gefunden.

Wie die Zeit vergeht: klingende Namen auf der Startliste geben Zeugnis davon, dass die nächste Generation sich anschickt, in die (oftmals großen) Fußstapfen der Eltern zu treten. Der Wiener Tim Wafler ist das heimische Beispiel dafür, Vater Roland Wafler war ein ausgezeichneter Bahnfahrer und vielfacher Staatsmeister; im deutschen Team ist Tim Teutenberg Nachkomme einer ganzen Radsportfamilie: Vater Lars und dessen Schwester Ina-Yoko Teutenberg hatten sich ebenfalls einen Namen gemacht. Oder Gal Glivar, dessen Vater Srecko als Bergspezialist in Österreich große Bekanntheit errungen hat. Und in einer italienischen Mannschaft war Riccardo Trentin unterwegs, Cousin des frischgebackenen Europameisters und WorldTour Fahrers Matteo Trentin.

Rund 45 Jahre lang war Peter Nausch als umtriebige Seele im heimischen Radsport unterwegs. Bei der Jugendtour war er nun letztmals als Fahrer des Schlusswagens unterwegs. Der langjährige Präsident des NÖ-Landesverbandes will nun auch nach seiner berufsbedingten Pension ein wenig kürzer treten. Er hat mit seiner Frau schon für 2020 eine echte Weltreise gebucht – mehrere Monate am Stück auf einem Kreuzfahrtschiff! Ein kleiner Lichtblick am Horizont freilich: „Wenn mich der Radsport braucht, kann ich bis dahin schon noch ein paar Aufgaben übernehmen…..“

Ernst Tazreiter, bei der Jugendtour für die Bergwertungen zuständig, wurde zum Retter für einen holländischen Rennfahrer. Auf der Fahrt ins Etappenziel traf Tazreiter auf den abgerissenen Fahrer, der mit Vorderraddefekt auf einer Abfahrt stehen geblieben war. Kurz entschlossen borgte ihm Tazreiter das Laufrad seiner eigenen Rennmaschine, die im Kofferaum verstaut war. Merke: Laufränder immer aufgepumpt halten!

Im Gasthof Hubmann in Pöllau war heuer schon zum dritten Mal die deutsche Nationalmannschaft zu Gast. Die gastfreundliche Wirtin Grete Stelzer-Hubmann ist „von ihren Buam“, wie sie sagt, sehr angetan; verwöhnt die Burschen mit extra gekochten Gerichten, organisiert für die Betreuer Überraschungsmenüs mit Brennesselspinat, Kräutertortellini usw., als Dank dafür bekommt die Chefin regelmäßig die Blumenbuketts, welche die erfolgreichen Fahrer in recht großer Zahl eingefahren haben. Und so hat der Deutsche Radsportverband schon wegen einer Zimmerreservierung für 2019 angefragt…..