Kette rechts - GP Südkärnten in Völkermarkt
Seit fünfzehn Jahren vertrauen die Veranstalter in Völkermarkt auf die Motorrad-Kommissare aus Marburg. Die sehr gut Deutsch sprechenden Slowenen kommen allesamt vom traditionellen „Moto Klub Stajerska Maribor“, ihr Chef Branko Rokavec fährt schon seit über 25 Jahren als Begleiter bei Radrennen mit.
„Leider haben wir in Slowenien immer weniger Rennen“, bedauert er. Ihren Job haben die begeisterten Hobby-Biker wie immer zuverlässig und unauffällig erledigt. Weil die Motorräder der Rennkommissare bekanntlich immer schwerer (und stärker) werden: die neun Slowenen waren in Völkermarkt zusammen mit rund 1500 PS unterwegs!
„Nächstes Jahr ist Schluß“,so Hans Enzi, der Vater der Völkermarkter Radsporttage. „Da mache ich zum 35. Mal das Diexer Bergrennen, und den Grand Prix Südkärnten würde ich gerne nochmals als UCI-Rennen fahren“, so der pensionierte Stadtamtsdirektor, der auf die Siebzig zugeht und dann auch als Chef des örtlichen Radklubs aufhören will. Und erinnert sich gerne an die Anfänge: „1985 hab ich das erste Diexer Bergrennen veranstaltet, da haben wir Harry Maier und Paul Popp als Stars verpflichtet, 10.000 Schilling war damals das Startgeld. Und zwei Jahre später hat Helmut Wechselberger als Sieger einen waschechten, quicklebendigen Hammel als Prämie bekommen.“
Aktuell versorgt Hans Enzi beim Straßenrennen seine dutzenden ehrenamtlichen Funktionäre und Helfer mit belegten Broten und Mineralwasser, stehen manche von ihnen doch vom frühen Vormittag bis in den späten Nachmittag hinein dem Radrennsport zur Verfügung. Traurig, aber Realität: die Völkermarkter Radsporttage bilden die letzten verbliebenen Straßenrennen in Kärnten, dem WM-Bundesland von 1987 – aber wie lange noch?
Die kärntner Behörden haben heuer für das umfangreiche Rennprogramm eine zeitliche Verdichtung bzw. Straffung verfügt, so musste das Eliterennen schon eineinhalb Stunden früher beginnen als in all den Jahren zuvor. Und welch ein unglaubliches Glück: genau zur Zeit des ursprünglich geplanten Zieleinlaufes ging ein schweres Unwetter mit Sturm und Graupelschauern im Zielbereich nieder. Da waren diesmal aber die Rennfahrer schon geduscht und auf der Heimreise……..
Prominente Zaungäste in Völkermarkt: Landeshauptmann Peter Kaiser, auch für Sportangelegenheiten zuständig, nahm den Start des Eliterennens gemeinsam mit Bürgermeister Valentin Blaschitz vor. Präsidial vertreten war auch der Radsport: LRV-Präsident Paco Vrolich betreute seinen Youngster im U 15-Rennen. Der junge Manolo landete im Mittelfeld.
Schwermütig stand ein bewährter Bundesligafahrer nach dem Rennen im Zielbereich. Andreas Umhaller hat seine Karriere beendet. Der 27jährige Oberösterreicher will sich künftig dem Abschluss seines Architektur-Studiums in Innsbruck widmen. „Es hat keinen Sinn mehr, auf zwei Hochzeiten zu tanzen“, so Umhaller, der - aus Marchtrenk stammend – Felix Großschartner noch aus jungen Rennjahren kennt. Bis zuletzt war Umhaller bei Klub SPORT.LAND. Niederösterreich unterwegs.
Als Ein-Mann-Team stellte sich ein deutscher Regionalteam-Fahrer der 194 km langen Herausforderung: Cory Greenbergs Geschichte lohnt es, erzählt zu werden: Der US-Amerikaner hat deutsche Wurzeln, die Mutter lebt in Los Angeles, der Vater Deutscher, Cory ist einige Jahre als Profi in Amerika gefahren und lebt jetzt in München. In Völkermarkt ist der 31jährige im Hauptfeld ins Ziel gekommen.
Riesig groß war die Freude bei KTM Tirol Cycling nach dem Tagessieg von Samuele Rivi. Der fesche Bursch aus der Nähe von Trient spricht auch deutsch und englisch, fühlt sich beim Innsbrucker Klub sehr wohl (ist ja von dort nicht weit nach Hause !) und hat nach fünf Jahren wieder für einen Bundesliga-Tagessieg des Teams gesorgt. Im Frühjahr 2014 war Josef Benetseder, aktuell sportlicher Leiter bei Hrinkow-Advarics, in Leonding im Tiroler Dress erfolgreich geblieben. Die konsequente Nachwuchsarbeit von Teamchef Thomas Pupp schlägt sich mittlerweile ja auch in der Tatsache nieder, dass der Verein quasi das U23-Nationalteam stellt
Kaum jemand im Fahrerfeld, der nicht Stefan Pöll den dritten Rang in Völkermarkt vergönnt hätte. Hatte er schon den richtigen Richer gehabt, als er sich in die 13köpfige Spitzengruppe „geschummelt“ hatte, hat er sich dann auch ein Herz genommen und ist bei der entscheidenden Attacke der beiden Italiener mit dabei gewesen. Stefan Pöll, dessen lange Karriere beim Raiffeisen-GP in Judendorf 2005 begonnen hat, ist im Laufe der Jahre mit KTM Braunau, Team Vorarlberg, Amplatz und zuletzt mit WSA Graz in der ganzen Welt unterwegs gewesen. Und er hat auch nahezu jedes Mal den Zielstrich gesehen – ein Muster an Kampfgeist, Kameradschaft und Durchhaltevermögen. Und jetzt, wo er auf eigenem Wunsch aus beruflichen Gründen im Grazer Regional-Team fährt – als Kapitän freilich – ist der Burgenländer zum ersten Mal in der Bundesliga am Siegespodest gestanden. Einige Spitzenplätze hat „Pölli“ freilich auch schon früher erreicht: Rang zwei in der U 23-Kategorie bei der schweren Staatsmeisterschaft 2008 in Seefeld und Gesamt-Dritter bei der Ungarnrundfahrt (UCI 2.2) ein Jahr davor.