Kette rechts: Mai-Klassiker GP Nenzing
Thomas Kofler vom Team Vorarlberg-Santic hat seit Jahren ein gutes Händchen, was die Verpflichtung seiner „nachbarlichen Rennfahrer“ betrifft, wie er sie gerne bezeichnet. Colin Stüssi, der strahlende Sieger von Nenzing, ist gelernter Kfz-Mechaniker und wohnt im ostschweizerischen Glarus, nur eine knappe Autostunde von Nenzing. Und der 25jährige hat österreichische Wurzeln: mütterlicherseits gibt’s Verwandtschaft, die aus Wien und Graz stammt.
Nenzing ist seit Jahren ein sehr guter Boden für den heimischen Radsport, vor allem auch, was das Publikumsinteresse betrifft. Heuer hat am Feiertag endlich wirklich traumhaftes Wetter geherrscht, daher hatte sich eine erfreulich (sehr) große Zahl an Zuschauern entlang der Strecke und vor allem im Start-Zielgelände eingefunden. Deutlich mehr als tausend Besucher werdens gewesen sein, die auf dem großen TV-Bildschirm wieder das packende Finale verfolgen konnten, so wie erstmals schon im Vorjahr, unterlegt mit fachkundigen Live-Kommentaren. Als Colin Stüssi seine entscheidende Attacke im Finish setzte, war das TV-Motorrad hautnah dabei, der Jubel im Zielgelände kannte keine Grenzen mehr.
Harald Mayer, der neu gewählte Präsident des Österr. Radsportverbandes, war vom Rennen im Ländle sehr angetan – vor allem die große Videoleinwand mit den Live-Bildern vom Rennen könnte durchaus auch bei anderen Bundesliga-Veranstaltungen Einzug halten, meint er. Als launigen und fachkundigen Sprecher von Radrennen wird man Harry Mayer künftig allerdings nicht mehr erleben können: seine Karriere, die 1970 mit der Burgenland-Rundfahrt begonnen hat, wird er heuer am ersten Tag der Österreich-Rundfahrt offiziell ausklingen lassen. Dem Radsport wird er künftig nun in anderer Weise seine Stimme leihen.
Sein allererstes Straßenrennen bestritt in Nenzing Gregor Raggl, mehrfacher Staatsmeister und WM-Teilnehmer im MTB-Sport. Der 27jährige Ötztaler hielt wacker mit und kam in der zweiten Hauptgruppe ins Ziel, landete mit knapp drei Minuten Rückstand auf Rang 36. Sein sportliches Hauptziel bleibt Olympia 2020 in Tokyo, wo er freilich im Cross-Country-Bewerb an den Start gehen will.
Auf den Millimeter genau bestimmt Zielrichter Markus Lindinger seit rund fünfzehn Jahren das Klassement der Bundesliga-Rennen. Mit seiner allerneuesten Kamera, die 6000 Zeichen pro Sekunde (!) speichert, „kann ich auf der Armbanduhr des Rennfahrers sehen, wie spät es ist“. Seine präzise und zuverlässige Arbeit hat heuer auch schon ihre internationale Feuertaufe erfolgreich erlebt: bei der „Tour of the Alps“, immerhin einem Rennen der UCI-Hors-Categorie, hat ihn der Veranstalter schon wieder fürs nächste Jahr eingeladen.