Kette rechts - Radbundesliga-Rennen - ÖM Berg Diex & GP Südkärnten Völkermarkt
Als wahrer Prophet hatte sich Wels-Teamchef Andreas Grossek erwiesen. Am Sonntag vor dem Straßenrennen sagte er: „Wir setzen heute ganz auf Lukas Schlemmer!“ Und so wars dann auch; nach dem fünften Saisonsieg seiner lichtblauen Renner hat Felbermayr-Simplon Wels die ersten drei Plätze der ÖRV-Bundesliga bereits sicher.
Kurios: die letzten drei heimischen Gewinner von Völkermarkt kommen alle aus der Steiermark: 2007 siegte Markus Eibegger, 2009 Michael Pichler und nun der Weizer Lukas Schlemmer. Beachtlich an diesem Wochenende auch die Vorstellung eines weiteren oberösterreichischen Teams: Hrinkow Advarics aus Steyr setzte sich erstmals in einer Mannschafts-Tageswertung durch; zudem schaffte Patrick Bosman zwei Podestplätze und Dominik Hrinkow schob sich in der Bundesliga auf Platz vier nach vor.
Erfreulich viele Zuschauer hatten sich am Samstag wieder bei der Bergmeisterschaft im diesmal (teilweise) verregneten Sonnenort Diex eingefunden. Angesichts des prächtigen Bergpanoramas, der großzügigen Platzverhältnisse in 1150 m Seehöhe und der guten Einsicht in den letzten Streckenkilometer kam ÖRV-Sekretär Rudolf Massak ins Schwärmen: „Hier eine Etappe der Österreichrundfahrt enden zu lassen, das wäre ein großer Impuls für die Tour!“.
Aus welch hartem Holz Radrennfahrer geschnitzt sind, stellte Helmut Trettwer in Völkermarkt unter Beweis. Der bayerische WSA-Profi hatte sich drei Tage vor der Bergmeisterschaft einen Nasenbeinbruch zugezogen und die Operation extra auf die Tage nach den beiden Rennen verschoben. Trotz großer Schmerzen war er bei der Bergmeisterschaft anfänglich sogar ausgerissen und dem Feld eine Minute davon gefahren. ……
Norbert Kostel, erfolgreicher Rennfahrer der 80iger und 90iger Jahre, war in Völkermarkt mit seiner BMW 1100 als Kamera-Fahrer im Einsatz. Der 52jährige Klagenfurter war stolz darauf, dass heuer erstmals auch bei der Österreich-Rundfahrt seine Dienste gefragt waren. In Völkermarkt fuhr er mit dem bewährten TV-Produzenten Karlheinz Butter am Sozius.
WorldTour-Profi Marco Haller war in Völkermarkt als Zaungast dabei. Nach seinem schweren Unfall im Frühjahr strahlt der Kärntner nun wieder Optimismus aus. Seine Schlüsselbein-Platte in der linken Schulter (vom Unfall im Vorjahr) wurde kürzlich entfernt, Ende August wartet in Deutschland die letzte ultimative Untersuchung seines verletzten Knies, dann sollte Haller, der seit einer Woche wieder voll trainiert, mit seinen Katusha-Teamkollegen noch heuer wieder unterwegs sein können. Hallers Ziel ist die Teilnahme an der Down Under-Tour in Australien im Jänner. Bis dahin ist er im TV weiter präsent, allerdings vorerst nur im TV-Spot seines Hauptsponsors, der regelmäßig im Eurosport-Programm während der Radrenn-Übertragungen läuft.
Nur mehr mit einem einzigen Fahrer war MyBike-Stevens in Völkermarkt unterwegs. Julian Gruber musste die Fahne des zuletzt dreifachen Bundesliga-Mannschaftssiegers (damals Amplatz-BMC) hoch halten. Kusztor, Mugerli sind verletzt, die übrige Truppe zeitgleich bei der Ungarn-Rundfahrt im Einsatz…….. Matej Mugerli sollte übrigens nach seiner langwierigen Knieverletzung zumindest beim Bundesliga-Finale in Judendorf wieder am Start stehen.
Nicht verwandt mit den Vermeulen-Brüdern, die bei WSA Graz bzw. Tirol Cycling fahren, ist Alexej Vermeulen, der in Völkermarkt eine starke Vorstellung ablieferte. Der junge US-Amerikaner, zuletzt zwei Saisonen bei Lotto Jumbo in der WorldTour unter Vertrag, wurde als Einzelfahrer in Diex starker Fünfter und holte beim GP Südkärnten Platz sechs. Er ist so wie Moran und Mika Vermeulen ebenfalls holländischer Abstammung und hält sich aus privaten Gründen noch einige Tage in Österreich auf.
Die linke Hand in Gips trägt seit dem Wochenende Jodok Salzmann (WSA Pushbikers). Der gebürtige Dornbirner knallte in der letzten Runde in das Verkehrszeichen eines Fahrbahnteilers und flog in hohem Bogen auf den Asphalt. Der MTB-Spezialist erlitt neben etlichen Prellungen und Abschürfungen auch Brüche mehrerer Finger. Als ob WSA-Teamchef Christoph Resl nicht schon genug Kummer gehabt hätte: Der Grazer Betreuer musste in einer Gewaltaktion seine U 23-Fahrer aus Venedig mit dem Auto nach Hause holen. Resls junges Quartett war beim GP Capodarco südlich von Ancona im Einsatz gewesen, bei der Rückfahrt hatte der Mannschaftsbus gestreikt (gepantschter Diesel!). Von Rimini bis Venedig hatten es seine Burschen nach dreimaligem Umsteigen mit der Eisenbahn geschafft, Resls Zeitplan: Gleich nach dem Diexer Bergrennen in die Lagunenstadt, zurück nach Graz, und rechtzeitig wieder zur Mannschaftsführersitzung am Vormittag nach Völkermarkt.