Österreicherinnen erwarten Ausscheidungsrennen in Yorkshire
149 Kilometer lang ist am Samstag das Straßenrennen der Frauen bei den Weltmeisterschaften in Yorkshire. Mit dabei sind auch zwei Österreicherinnen mit Angelika Tazreiter und Kathrin Schweinberger. Das rot-weiß-rote Duo wird es aber schwer haben, sind die Topnationalmannschaften mit acht Fahrerinnen besetzt.
„Mit Kathrin Schweinberger haben wir eine starke Sprinterin und mit Angelika Tazreiter eine technisch starke Kletterin. Sie können aber beide gut in Position im Feld fahren. Es wird ein Ausscheidungsrennen werden und es gilt so lange wie möglich dranzubleiben“, berichtete Nationaltrainer Klaus Kabasser im Hinblick auf die Stärken seiner beiden Athletinnen. „Ein Ergebnis in den Top 15 wäre sensationell, aber es ist nicht unrealistisch. Wenn eine der Fahrerinnen das Rennen im vorderen Viertel des Feldes beendet, wäre ich schon zufrieden“, schätzte er die Chancen der beiden rot-weiß-roten Athletinnen ein.
Das notwendige Rennglück wünscht er den beiden. „Defekte und Stürze müssen vermieden werden. Das ist der Schlüssel zu einem guten Ergebnis und dafür benötigt es auch eben Glück. Denn die Straßen sind schmal und somit ist der Konvoi der Betreuer dahinter und es gibt keine Möglichkeit um nach vorne zu fahren. Ein Radwechsel kostet nicht nur eine Minute daher sondern beendet jegliche Chancen das Rennen in der vorderen Gruppe fortzusetzen“, führte Kabasser aus.
Mit der 32-jährigen Angelika Tazreiter und der 22-jährigen Kathrin Schweinberger setzt er auf ein sehr unterschiedliches Duo. Hinter der im Zeitfahren auf Rang 20 gelandeten Anna Kiesenhofer wurden die beiden Zweite und Dritte bei den Nationalen Meisterschaften am Mondsee. Die in Kärnten lebende Tazreiter wurde erst kurz vor dem Ziel von Kiesenhofer gestellt und abgehängt, während die Tirolerin Schweinberger den Sprint des Hauptfeldes gewann und sich Bronze sicherte.
„Kathrin ist zu einer der besten Sprinterinnen im Feld gereift. Lagen ihr im Vorjahr eher flache Kurse, so zeigte sie auch heuer schon bei mittelschweren Kursen respektable Leistungen in Belgien. Es sind nicht viele Sprinterinnen im Feld und würde es zu einem größeren Spurt kommen, dann hätte sie gute Karten auf ein Topergebnis“, erzählte Kabasser. Die Tirolerin wurde zuletzt Etappenfünfte am 3. Tagesabschnitt der Baloise Belgien Tour und landete sehr viele Top Ten Ergebnisse bei Eintagesrennen.
Tazreiter hingegen ist Mountainbike-Spezialistin, eigentlich in der Marathon-Szene unterwegs. Sie verzichtete aber für die Straßen-WM in Yorkshire auf den dortigen Kampf ums Regenbogentrikot, der vorige Woche in Grächen in der Schweiz ausgetragen wurde. „Angelika ist technisch sehr gut. Sie ist zuletzt eine tolle Ardeche-Rundfahrt gefahren. Hier fehlen die langen Anstiege, die ihr besonders entgegenkommen. Jedoch kann sie auf den Abfahrten viel schneller und besser runterfahren, als viele im Feld“, erklärte der österreichische Nationaltrainer.
„Ich bin nicht nervös. Für einen solchen Kurs fehlt mir die Erfahrung wohl. Die Straßen sind eng, verwinkelt und teilweise sehr schmutzig. Regen würde mir nicht entgegenkommen“, blickte Tazreiter voraus. Vor einem Jahr beendete sie als einzige rot-weiß-rote Starterin das WM-Rennen in Innsbruck. Auch sie unterstrich, dass es 2019 vor allem um die richtige Platzierung beim erwarteten Ausscheidungsrennen ankommen wird: „Wichtig wird es sein, eine gute Position zu haben im Feld“. Zuletzt beendete sie die schwere Ardeche-Rundfahrt im Trikot des Nationalteams auf Rang 22.
Von den langen Anstiegen, wie es sie in Frankreich gab, wird sie aber am 149-Kilometer-langen Kurs von Yorkshire nicht profitieren: „Wir haben uns die zwei Anstiege bei der Besichtigung angesehen. Eigentlich haben wir vermutet, dass diese zu Beginn des Rennens wirklich die neuralgischen Punkte sind. Aber sie sind nicht so schwer wie erwartet. Dafür ist das Rennen gleichmäßig schwer. Es ist sehr kurvig, der Asphalt ist rau, teilweise war noch viel Sand und Dreck auf der Strecke“, analysierte Kabasser.
„Die größte Schwierigkeit wird sein, gleichmäßig auf Position zu fahren im Feld der 152 Teilnehmerinnen. Es sind vor allem Allrounder-fähigkeiten gefragt. Ein Indikator, wie das Rennen angegangen werden wird, haben die Niederländerinnen gegeben. Sie verzichten auf den Einsatz Lorena Wiebes, der Nummer 1 der Welt. Sie ist die beste Sprinterin und somit ist klar, dass die Niederländerinnen das Rennen extrem schwer machen werden“, berichtete der Trainer der österreichischen Frauen. Wichtig wird es auch sein, ohne Pannen durch das Rennen zu kommen: „Im Hinblick auf die Defekte sind wir sehr konservativ vom Material unterwegs um leichte Pannen zu vermeiden“.
Denn Tazreiter und Schweinberger sind zum einen unterschiedlich groß und fahren auch unterschiedliches Material und können sich nicht gegenseitig helfen: „Die Räder sind nicht wirklich kompatibel um sie zu tauschen und somit hat jede Fahrerin ihr eigenes Ersatzmaterial. Die Strecke ist auch nicht geeignet um auf fremdem Material zu fahren. In den technischen Abschnitten braucht es Vertrauen und das hat man nur am eigenen, abgestimmten Rad“.