Steimle holt sich 2. Tagessieg bei der Tour, Patrick Gamper in Kitzbühel 3.
So ruhig die ersten zwei Drittel der 6. Etappe der 71. Österreich Rundfahrt abliefen, so hektisch wurde es im Finale. Die Folge waren zahlreiche Stürze. Seinen zweiten Tagessieg bei dieser Tour sicherte sich Vorarlberg-Profi Jannik Steimle in der Gamsstadt. Und der junge Tiroler Patrick Gamper sorgte mit Rang drei für den ersten ÖRV-Podestplatz in einem Massensprint bei der Tour seit Daniel Auers zweitem Platz 2016.
Die vorletzte Etappe der 71. Österreich Rundfahrt führte heute von Bruck an der Großglocknerstraße nach Kitzbühel über 161,9 Kilometer und 2.619 Höhenmeter. Wie in den Tagen zuvor wurde gleich nach dem Start im Salzburgerland ein hohes Tempo angeschlagen. Noch vor der ersten „Mautner Markhof“-Sprintwertung in Neukirchen nach rund 40 Kilometern gelang sechs Fahrern ein erfolgreicher Vorstoß: Neben Tour de France-Etappensieger Brice Feillu (Arkea - Samsic), Tom Wirtgen (Wallonie Bruxelles), Andi Bajc (Felbermayr Simplon Wels), Yannik Achterberg (Maloja Pushbikers) und Michael Podlaski (Wibatech Merx) war auch der Tiroler Mario Gamper (Tirol KTM Cycling Team), der mit seinen beiden Brüdern Patrick und Florian die Ö-Tour im Tirol-Team bestreitet, vertreten. Im Feld kehrte Ruhe ein, der Maximalvorsprung der Spitze betrug nie mehr als drei Minuten. Der Rückstand des Feldes auf das Sextett reduzierte sich nach der „Wiesbauer“-Bergwertung Gerlos mit einer Länge von 6,7 Kilometern und maximal 11,3 Prozent Steigung durch das Zillertal auf rund 1:40 Minuten.
Die letzten beiden schweren Tage mit der Glockneretappe und vorgestern nach Frohnleiten steckten den Radprofis noch in den Beinen, das Tempo war nicht sehr hoch. Richtung Inntal vergrößerte sich wieder der Rückstand des Pelotons auf über zwei Minuten. Über die Wildschönau führte die Strecke über jene der UCI Straßenrad-WM in Innsbruck im Vorjahr und der Vorsprung der Spitze verringerte sich immer mehr. Bei Niederau, rund 27 Kilometer vor dem Ziel, setzten sich Feillu und Wirtgen von den Fluchtgefährten ab. Auch im Hauptfeld stieg die Anspannung vor dem Zieleinlauf und immer wieder attackierten Fahrer. Aus dem Feld verabschiedete sich eine dreiköpfige Verfolgergruppe mit Frohnleiten-Etappensieger Giovanni Visconti, dem „Wiesbauer“-Bergpreisführenden Georg Zimmermann vom Team Tirol und Movistar-Profi Ruben Fernandez.
Zimmermann steht vor Bergpreis-Sieg
Nachdem es 25 Kilometer vor dem Ziel zu einem schweren Sturz im Hauptfeld kam, bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe. Der deutsche Tirol-Legionär Zimmermann sicherte sich die letzte „Wiesbauer“-Bergwertung des Tages in Hopfgarten und baute damit seinen Vorsprung vor der letzten Etappe auf Ben Hermans auf 16 Punkte aus! Doch das Qintett konnte sich Richtung Kitzbühel nie mehr als 30 Sekunden vom Feld absetzen.
Sturzorgie nach Kitzbühel
Auf den letzten 15 Kilometern kam es zu teils heftigen Stürzen. Zoidls Teamkollege Laurens ten Dam musste mit dem Hubschrauber weggeflogen werden, auch den Österreicher Sebastian Schönberger erwischte es schwer, er lag einige Minuten im Ziel, erlangte dann aber zum Glück wieder das Bewusstsein. Kurz vor dem Ziel hieß es Feld geschlossen und in Kitzbühel setzte sich Vorarlberg Santic-Profi Jannik Steimle sorgte nach dem Prologsieg für den zweiten Tageserfolg: „Es ist ein Traum für mich und mein ganzes Team. Wir kamen mit hohen Erwartungen zur Österreich Rundfahrt. Aber dass wir so abliefern, hätte uns sicher niemand zugetraut. Die Stürze im Finale waren wirklich arg, ich wünsche allen Beteiligten gute Besserung!“
Gampers bester Sprint ever
In der Gesamtwertung kam es zu keinen Änderungen, Ben Hermans fährt auch morgen im „Flyeralarm“-Trikot des Gesamtführenden. Riccardo Zoidl hielt sich auf den letzten Kilometern hinten im Feld aus und entging einigen Stürzen: „Es war schon brutal, vor allem der Sturz nach dem Tunnel in Kitzbühel. So gemütlich die ersten zwei Drittel der Etappe waren, so hektisch ging es im Finale zu. Aber ich konnte für morgen Kraft sparen.“ Einer, der heute volles Risiko ging, war der 22-jährige Tirol-Profi Patrick Gamper: „Ich habe im Finale alles riskiert und habe den besten Sprint in meiner Karriere abgeliefert. Ein unglaubliches Ergebnis für mich und ich bin auch so stolz auf meine Brüder, die hier bei der Österreich Rundfahrt auch tolle Leistungen zeigen!“
Ben Hermans vor 2. Toursieg
Im Vorjahr krönte sich Ben Hermans von Israel Cycling Academy zum dritten belgischen Gesamtsieger. Bei der 70. Jubiläumsrundfahrt hat er am Kitzbüheler Horn mit seinem Etappensieg den Grundstein für seinen Rundfahrtssieg gelegt. „Ich kenne das Kitzbüheler Horn sehr gut. Es ist ein sehr harter Anstieg, wo man sich keinen Einbruch erlauben darf. Im Vorjahr gewann ich dort und ich hoffe morgen auf ein Déjà-vu“, gibt sich Hermans, der sich heuer beim Fleche Wallone nach einem Sturz das rechte Knie angeschlagen hat, kämpferisch. „Ich kam nach der Verletzung nicht 100%ig fit zur Österreich Rundfahrt. Deshalb freut mich meine Leistung jetzt umso mehr!“ Voll auf seinen Kampfgeist setzt auch Österreichs Top-Favorit Riccardo Zoidl vom CCC-Team: „Heute war eine Etappe zum Durchschnaufen. Morgen gibt es nur Vollgas für mich. Das Kitzbüheler Horn ist sicher nicht mein Lieblingsberg, aber ich werde alles geben.“
Morgen Finaletappe aufs Kitzbüheler Horn
Um 11:00 Uhr starten die Radprofis in der Kitzbühel Vorderstadt in die letzte Etappe. Danach geht es über eine kleine Runde über Oberndorf und Reith wieder nach Kitzbühel zur ersten Sprintwertung (11:20h). Anschließend führen zwei große Runden über die Strecke der Masters-WM über St. Johann, Schwendt und Kössen. Gegen 13:30 Uhr werden die Radprofis erneut Kitzbühel erreichen, wo danach der 7,3 Kilometer lange und maximal 23,3 Prozent steile Anstieg aufs Kitzbüheler Horn folgt. Gegen 13:40 Uhr wird der Tagessieger das Alpenhaus erreicht haben. Das Livestream-Magazin startet morgen auf www.oesterreich-rundfahrt.at sowie alpentour.tv um 10:30 Uhr mit „Guten Morgen Rundfahrt“, ab 11:40 Uhr beginnt die Übertragung der Etappenentscheidung nach Kitzbühel.